Ela Wildner: Hallo und herzlich Willkommen. Es ist mal wieder Zeit für eine neue Folge des Runner's World Podcasts und deswegen ist sie hier und zwar unsere sage und schreibe 179. Folge. Und weil ihr jetzt im Sommer vielleicht Urlaub habt und ein bisschen mehr Zeit zum Podcast hören, gibt es in dieser Folge sogar gleich zwei Themen für euch. Welche das sind? Hier kommt eine kleine Preview. Im ersten Teil geht es um neurozentriertes Training. Das ist ganz ganz spannend, wie ich finde. Und ist ein Trainingsansatz, bei dem ihr zum Beispiel durch eure Atemtechnik die Laufleistung verbessern könnt. Die Expertin dafür, Luise Walter, hat da ein paar ziemlich coole und auch sehr einfach umzusetzende Tricks auf Lager, die ihr tatsächlich auch direkt selbst ausprobieren könnt. Also hört euch das auf jeden Fall an. Das Gespräch hat mein Kollege Urs Weber geführt, genau wie auch den zweiten Teil dieses Podcasts. Das ist ein Interview mit einer sehr interessanten Persönlichkeit, die ihr auch jetzt in unserer Runner's World September Ausgabe findet. Und zwar ist Urs dafür mit Helge Mensching gelaufen und hat ihn interviewt und danach auch noch einen Podcast aufgenommen. Und das ist, wie ich finde, sehr beeindruckend. Also Helge hatte wirklich viel zu erzählen, wie er früher Radleistungssport gemacht hat, dann zum Laufen gekommen ist, auch echt schnell laufen kann und wie er das heutzutage als Geschäftsführer und noch mit Familie alles unter einen Hut bekommt. Also auch daraus könnt ihr vielleicht den einen oder anderen Tipp für euer eigenes Laufen mitnehmen. So, jetzt wisst ihr ungefähr, was heute passiert. Höchste Zeit, dass es jetzt auch wirklich losgeht mit den Gesprächen. Ich bin Edda Wildner, wünsche euch ganz viel Spaß mit dieser Podcast-Folge. Jetzt kommt ein kleiner Spot und dann geht's auch los damit. Mehr als nur ein Run. Mit Zalando ist Laufen nicht nur Sport. Es ist ein Lebensgefühl, das dich mit Gleichgesinnten verbindet. Durch bestes Equipment, neueste Styles und persönliche Inspiration zeigst du dank Zalano mit dem Lauf-Outfit deine Individualität. Egal, ob du lieber allein läufst oder die Gemeinschaft genießt, während du in der Gruppe joggen gehst. Erzähl uns jetzt deine persönliche Geschichte und mach bei der Community Challenge von Zalado und Strava mit. Wie das geht? Du kannst teilnehmen, indem du zwischen dem 25. August und dem 21. September 2025 insgesamt 42,2 Kilometer läufst und deine Läufe auf Strava teilst. Benutze den Hashtag GetMoreFromYourRun und erzähle uns, welches mehr das Laufen dir gibt. Außerdem leistest du mit deiner Teilnahme einen wertvollen Beitrag. Schaff die Challenge-Community insgesamt 3 Millionen Kilometer. Spende Zalando 10.000 Euro an die Stiftung Deutsche Sporthilfe, um junge Athletinnen zu fördern. Also erzähle deine Geschichte und tue damit etwas Gutes. Alle Infos zur Challenge findest du auch in den Show Notes. Hashtag GetMoreFromYourRun. Werbung Ende.
Urs Weber: Zu Gast im Runners World Podcast ist heute als Gesprächspartnerin die Luise. Hallo Luise!
Luise Walther: Grüß dich!
Urs Weber: Luise Walther ist durch und durch Sportlerin. Luise hat den Körper einer Mittelstrecklerin, ist aber multisportlich unterwegs. Und sie arbeitet viel mit Sportlern. Luise ist nämlich Expertin für neurozentriertes Training. Und darüber wollen wir uns heute mit ihr unterhalten. Was das ist, warum es für alle Läuferinnen und Läuber relevant ist und nicht nur für Fußballer. Und wir wollen nachher ein paar ganz konkrete praktische Trainingstipps geben, die ihr in euer Training einbauen könnt. Also Luise, bevor wir jetzt ganz laufspezifisch werden, erstmal generell natürlich die Frage, was ist ein neurozentriertes Training?
Luise Walther: Ja, sehr gute Frage, weil ich glaube tatsächlich, das sagt den wenigsten was. Manche kennen es vielleicht so ein bisschen aus der Neuroathletik. Im Endeffekt geht es darum, dass wir uns das Gehirn als Chef oder Chefin des Körpers anschauen und einfach die Steuerzentrale von Bewegung uns anschauen und darüber hinaus ins Training einbeziehen, welche Rolle spielen eigentlich die Augen, welche Rolle spielt eigentlich das Gleichgewichtsystem, was ganz, ganz viel vor allem beim Laufen mitreguliert. Und vor allem, welche rolle spielt die Propio-Rezeption, ein sehr komplizierter Begriff, heißt eigentlich nur Wie arbeiten meine Muskeln, meine Sehen, meine Bänder, meine Gelenke zusammen? Und das ist, ich glaube, das kennt jeder vom Laufen. Man merkt erst, wie sie nicht zusammenarbeiten, wenn man irgendwie noch verletzt ist oder wenn tatsächlich irgendwie den Lauf sich einfach nur noch schwer anfühlt. Und genau da setzt sich an zu sagen, wie kann man wieder Leichtigkeiten in die Bewegung bekommen, damit es wirklich auch wieder Spaß macht.
Urs Weber: Super schön, dass du das gleich im ersten Satz so runterbrechen kannst. Nämlich dieser komplizierte Begriff erst mal, der hat so eine große alltägliche Relevanz, also gerade auch beim Laufen. Und ich finde auch deine Erklärung, deinen Satz von der Webseite schön. Du sagst nämlich, neurozentriertes Training lässt sich an jeden Lebensstil anpassen. Meiner Erfahrung nach lassen sich häufig bereits durch minimale Impulse bereits merkliche Trainingsergebnisse erzielen. Das schreibst du so. Auf deiner Webseite. Also sprich, es ist gar nicht so kompliziert.
Luise Walther: Nee, im Gegenteil, ich glaube, das ist auch das Wichtigste, weil unser Körper ist ja ein relativ kompliziertes, komplexes System, aber wir können bereits mit kleinen Veränderungen, Überatmung, Überaugen halt ganz, ganz viel bewirken. Und ich glaube für viele ist Training so extrem mit Disziplin und mit krassen Trainingsstrukturen abgebildet, aber eigentlich sind es auf die Kleinigkeiten, die Zungenposition, wie atme ich, wie bereite ich mich vielleicht auch mental, emotional auf den Lauf vor. Das sind oft die Basics, die sich keiner anschaut. Die aber bei jedem und jeder tatsächlich extrem viel Potenzial, und zwar egal, ob man dann im Profibereich ist oder vor allem auch bei den Hobbyläuferinnen, weil man da meistens gar nicht den Schwerpunkt oder gar nicht so irgendwie mal den Fokus hinsetzt.
Urs Weber: Du hast jetzt eben schon zwei Stichpunkte genannt, da will ich nachher unbedingt mal einhaken. Das eine ist die Zungenposition tatsächlich und auch die Atmung. Aber bevor wir jetzt so konkret werden, ich finde oder wir hatten uns ja vorher mal drüber unterhalten und das fand ich so ein ganz praktisches, praxisnahes Beispiel, wo dieses Neuroathletik-Training und neurozentriertes Training jedem bewusst ist, wenn man mal sieht, wie manche Leute zum Bus sprinten bzw. Sprinten wollen. Und wo man dann sieht, dass der Körper eigentlich oder das Gehirn eigentlich will, aber die gar nicht wissen, wie der Körper sprinten soll. Also die wenigsten Leute, ab einem gewissen Alter jedenfalls, also Kinder können das natürlich, aber erwachsene Leute können tatsächlich kaum noch sprinten. Das liegt wahrscheinlich genau an diesem Aspekt, dass das neurozentral gar nicht mehr gesteuert wird.
Luise Walther: Ja tatsächlich, also wir sagen immer, der Körper nutzt nur das, was man täglich braucht. Und dann so dieses use it or lose it Prinzip, wenn wir gewisse Tätigkeiten, gewisse Fähigkeiten einfach nicht mehr abrufen, werden die nicht abgebaut, aber zurückgebaut. Weil man kann sich ja das Gehirn, ohne das zu komplex zu machen, einfach wie so ein neuronales Netz, wie so eine Spinnennetz vorstellen, mit ganz vielen unterschiedlichen Knotenpunkten. Und als Kind müssen wir nicht drüber nachdenken, oh, wenn ich jetzt rennen will, brauche ich Armschwung oder muss mein Körper nach vorne lehnen und was machen jetzt eigentlich meine Oberschenkel oder meine Waden? Das sind aber alles Muster, die abgespeichert sind. Und je häufiger wir das natürlich nicht mehr nutzen, umso mehr sagt der Körper, ach, das brauche ich eigentlich gar nicht mehr. Ich vergleiche das immer so ein bisschen mit einer Straße oder einem Weg, der nicht mehr oft benutzt wird, wo einfach wieder alles zuwuchert, wo die Natur sich ihren Platz zurückholt. Und wenn wir aber Stück für Stück wieder anfangen, quasi aus diesem kleinen Trampelsteg einen breiteren Weg zu machen, dann können wir es viel, viel schneller nutzen. Und dann sieht und fühlt sich vor allem irgendwann auch das, einem Bus hinterher rennen oder einem Zug hinterherrennen oder wem auch immer hinterher. Man fühlt sich auf einmal halt wieder leicht an und man hat nicht mehr so das Gefühl, man kämpft gegen den eigenen Körper.
Urs Weber: Du nennst das auch in deinen Vorträgen die Laufleistung optimieren durch neuronale Klarheit. Und das ist genau, damit meinst du genau diesen Trainingsaspekt?
Luise Walther: Genau, also neuronale Klarheit, das klingt immer ganz kompliziert. Im Endeffekt ist ja unser Gehirn, unser Nervensystem hat nur eine Aufgabe. Das überprüft quasi unsere Umwelt, darauf sind wir sicher. Und wenn es sich sicher fühlt, dann haben wir optimale Leistungen. Ob das jetzt höher, schneller, weiter, geschmeidigerer Laufstil ist, ein flüssigerer, ein effizienterer Laufsstil. Und wenn wir uns aber nicht sicher fühlen, beispielsweise weil einfach relativ wenig Bewegung oder wenig Kraft vorhanden ist, vielleicht aber auch weil die Atmung nicht optimal ist oder weil die Augen nicht optimal sind, weil wir den ganzen Tag vorm Rechner sitzen, also nur in der Nähe gucken. Und dann ziehen wir die Laufschuhe an und erwarten auf einmal, dass wir draußen in der Umwelt gut funktionieren können, obwohl der ganz andere Reize auf uns eintreffen. Und genau da setzen wir an. Und genau dann kann der Körper halt mit mehr Klarheit, mit mehr Sicherheit dann auch wieder bessere Laufleistungen abrufen.
Urs Weber: Was mir jetzt aber ganz wichtig wäre an der Stelle, dieses neurozentrierte Training, das bezieht sich nicht nur für Leistungssportler oder nicht nur auf Leistungussportler, sondern ist wirklich für jeden, für jede Läuferin, jeden Läfer von uns sinnvoll.
Luise Walther: Ja, ich sag mal, für jeden, der ein Gehirn hat, für jede Person, die atmet. Ich glaube, das ist jeder von uns. Und ja, weil ich finde das total schade, das ist ja wie mit allen Trainingsansätzen. Natürlich kann man das im Leistungssport, kann man damit irgendwie noch die letzten drei, vier, fünf Prozent rausholen. Ich arbeite aber auch extrem viel mit Hobbysportlern oder auch früher mit Patientinnen oder Menschen, die Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen haben. Weil da ist dieser Sicherheitsaspekt eigentlich noch viel größer. Also da kann man oft wirklich die Grundlagen so einfach, so stark verbessern. Dass man nicht mehr entweder an diese klassischen Läuferplateaus kommt oder vielleicht auch für diejenigen, die mit Laufen anfangen wollen, die so fünf oder zehn Kilometer Lauf vielleicht als erstes Ziel haben. Und da wirklich das Gefühl haben, sie kämpfen die ganze Zeit gegen den Körper. Da einfach wieder eine individuelle Sicherheit ins System bringen, damit der Körper wirklich so sagt, okay, ich brauche hier eigentlich gar nicht diese Schutzspannung und ich muss hier nicht die ganzezeit nach einem Lauf oder in einem Laufen durch den Schmerz hindurch, sondern wieder idealerweise fühlt sich das sehr leicht an und wir tun unserem Körper was Gutes damit, uns zu bewegen.
Urs Weber: Überrascht es dich nicht eigentlich als Expertin, dass das Thema so ein bisschen insgesamt noch unterbelichtet ist? Also wir hatten vorher mal geguckt oder ich habe auch mal geschaut, wir haben natürlich bei Runners World da zigfach schon mal einen Artikel gemacht. Wir haben einen sehr umfangreichen, detaillierten Bericht auch darüber online und eine Definition und Übungen und so. Aber allgemein, wenn man sich so in Laufcrews umschaut oder in Laufengruppen, auch Trainingsgruppen. Da ist das Thema eigentlich noch ziemlich wenig oder kommt ziemlich wenig vor meiner Wahrnehmung nach, oder?
Luise Walther: Da bin ich voll bei dir. Ich glaube, das hat unterschiedliche Gründe. Also ich glaube, ehrlicherweise, dass der Begriff Neuroathletik, neurozentrisches Training, Marketing-Technik nicht wahnsinnig schlau ist, weil es sagt halt niemandem was. Die einen haben, glaube ich, so die Assoziation, oh geil, da wird irgendwie mit Hirnströmen gearbeitet und erwarten irgendwie was ganz fancyiges. Die anderen hören das und sagen, nee, Parkinson, Alzheimer, Demenz habe ich nicht, weil einfach Neuro sofort wirklich mit Neurologie verbunden wird und eher irgendwie mit stationärer Aufnahme. Ich glaube, viele erklären es viel zu kompliziert, weil es natürlich individuell auch sehr, sehr viele Level haben kann. Und ich bin ja einfach ein großer Fan davon, dass deswegen halt auch aus dem Leistungssport, in den Breitensport und auch einfach in die Prävention zu übertragen, weil ich mir so denke, jeder, jeder profitiert davon. Es ist total bescheuert, nur die Elite schneller, höher, weiter werden zu lassen. Und quasi ein Großteil der Bevölkerung, die eigentlich davon profitieren, weil es einfache kleine Tools sind. Nicht mit einzubeziehen, aber ich bin voll bei dir. Ja, wir haben da noch sehr, sehr viel Potenzial. Deswegen freue ich mich ja immer über solche Podcast Einladungen, weil ich mir so denke, ja, kann ja jeder sofort machen. Kostet kein Geld, brauchst keine komplizierten Tools. Kann man auch alles machen, braucht man aber nicht.
Urs Weber: Und sag mal, ohne dass wir da jetzt so weit rausgehen, aber jetzt so mal ein kleiner historischer Blick. Also ich kann mich zum Beispiel erinnern, im Fußball wurde das so vor, weiß ich nicht, zehn Jahren, ein bisschen mehr. Ich weiß, Jogi Löw, zum Beispiel, bei dem kamen halt diese Trainingsformen auf und da hat die Nationalmannschaft mal mit Neuroathletik-Trainern auch gearbeitet. Woher kam dieser Trainingsansatz oder wie lange gibt es da schon, dieses Neuro-Athletik-Training?
Luise Walther: Neuroathletik hat ja tatsächlich eigentlich Lars, also Lars Lin hat in Deutschland bekannt gemacht, der war damals ja sogar mit der Nationalmannschaft auch in Brasilien bei der WM dabei. Wir haben fast alle bei Dr. Eric Cobb gelernt, also ist ein Amerikaner, der das System in Amerika aus einem Hochleistungssport und wirklich auf Elite-Performance ausgelegt hat und da ein ziemlich geiles See Health Performance heißt, das Ausbildungssystem draus gebaut hat. Also sehr strukturiert, sehr aufeinander aufgebaut. Lars arbeitet seit Jahren. Jahrzehnten in seinem Fall ja sowieso schon als Athletiktrainer und hat das dann deswegen auch Neuroathletik genannt, weil er eben die neuronalen Ansteuerungen in das Athletiktrainig implementiert. Als ich das erste Mal damit Berührungspunkte hatte, tatsächlich auch mit Lars und Eric, sogar also Dr. Cobb, dachte ich mir so, ach, sehr spannend, aber Leistungssport ehrlicherweise interessiert mich gar nicht. Ich hatte damals gerade meine erste Bandscheibennot-OP hinter mir und war weit von Sport entfernt. Also mir hat man gesagt, du wirst nie wieder laufen können. Mehr als 5 Kilo darfst du nicht tragen, gewöhne dich dran. Morphium ist fantastisch, kriegt man auch als Kassenpatient bezahlt. Nimmst einen Magenschutz, kannst die nächsten 50 Jahre nehmen. Und aus der Perspektive kam ich auf das Thema und dachte mir so, wow, man kann ja mit wenig Aufwand, hatte ich sofort wieder einen Fußheber, also konnte mich wieder auf die Zehenspitzen und Fersen stellen, habe sofort mein Bein wieder gespürt. Das hat nicht lange angehalten, aber darüber habe ich mich...
Urs Weber: Wie lange hat das gedauert?
Luise Walther: Ich hatte danach noch mal eine zweite Not-OP, weil die erste nicht ganz so gut verlaufen ist, würde ich jetzt im Nachgang sagen, ich habe damit 2018 angefangen. Also jetzt ist 2025 zwar ein Weg, aber ich habe tatsächlich seit 2020 angefangen, wieder Sport machen zu können. Ich kann wieder Krafttraining machen, ich kann wieder laufen. Also früher war ich immer so, ja, ich bin halt doppelt Bandscheiben operiert, Hyrox werde ich nie machen. 5 Kilometer, 10 Kilometer Lauf werde ich einfach nicht mehr machen können. Und denke mir jetzt so... Ja, entspannt irgendwie. Zone 2-Lauf ist bei mir halt jetzt irgendwie mit einem 5,30er Tempo, entspannt 12 Kilometer am Samstagrennen, wo ich früher so gedacht hätte, bin ich verrückt, wenn ich leider nie wieder schaffen. Und das fand ich das Schöne, dass man halt gerade auch im Reha-Bereich damit so viel bezwecken kann. Und das ist so ein bisschen, glaube ich, meine eigene Vision dadurch geworden, zu sagen, ey, das muss in die breite Masse. Das soll nicht nur im Leistungssport oder wie bei Longevity den Privilegierten vorbehalten sein, sondern jeder profitiert davon. Das muss anwendbarer gemacht werden.
Urs Weber: Kleine Fußnote will ich jetzt hier nur für die Zuhörerinnen und Zuhöre. Ich hatte in der Einführung schon immer gesagt, Luise sitzt hier, hat den Körper einer Mittelstrecklerin. Tatsächlich bist du früher auch von der Bahn gekommen, warst bis auf Landesebene Top-Läuferin in den Mittelstreckenbereichen und bist jetzt aber ganz multisportlich unterwegs. Aber eine Leistung darf ich vielleicht von dir nennen. Du bist also beim Hyrox zum Beispiel, da hast du die 1000-Meter-Intervalle immerhin in 420. Das sind können also auch ganz wenige. Also das nur, um zu zeigen, du weißt da auch aus praktischer Sicht nicht sehr genau, worum es geht. Und damit vielleicht mal den Bogen zurückzuspannen zu der Anwendung, die wir als Läuferinnen und Läucher in der Praxis so einbauen können in unser Training. Du benutzt da auch den Begriff Neuro-Drills. Was kann man darunter verstehen?
Luise Walther: Neuro-Drills sind im Endeffekt einfache Warm-Up-Übungen, die man machen kann, um sich auf das Laufen vorzubereiten. Weil gerade bei Läuferinnen, ich glaube das kennt jeder von sich selber auch, denen ein kompliziertes Warm-up zu geben, wie das eigentlich klassisch möglich wäre, machen ja die wenigsten. Das heißt aus meiner Erfahrung, ich bin großer Fan, das echt effektiv, effizient und vor allem pragmatisch zu machen, mit ein paar Atemsequenzen, mit ein bisschen vor allem sensorischer Information. Ich finde es sehr wichtig, sich aufs Laufen vorzubereiten, was nie länger als zwei Minuten dauert. Weil das ist erfahrungsgemäß das kritische Fenster, wo selbst die ganzen High-Performance-Läufer sagen, ja, okay, zwei Minuten schaffe ich noch, das kann ich machen, bevor ich loslaufe. Und das sind für mich diese Neuro-Drills. Und dann individuell zu gucken, was brauchen die Leute. Ist es eher über die Augen, übers Gleichgewicht, über die Zunge, über Atmung, je nachdem. Es gibt so ein paar Klassiker, wo ich immer sagen würde, die helfen jedem und jeder. Und andere sind dann sehr spezifisch, wenn man vielleicht auch irgendwie eine Verletzung vorher schon gehabt hatte.
Urs Weber: Luise, lass uns ruhig mal ein paar konkrete Tipps da einbauen. Weil du das jetzt mehrfach nanntest, die Atmung spielt eine zentrale Rolle. Wissen wir Läufer natürlich sowieso. Klar, atmen ist das, was uns Läufern nach vorne treibt. Aber die Atemung ist die direkte Schnittstelle zum Nervensystem, die wir eben auch beeinflussen können. Also wissen wir selbst alle durch, in Stresssituationen atmen wir flacher, schneller, nicht so tief, also nicht so erholsam. Wir können aber die Atmung sehr gut beeinflussen. Die Zweifelfunktion hängt sehr stark damit zusammen und können wir steuern. Und da kann man so eine neurologische Effizienz tatsächlich auch trainieren. Wie machst du das oder was schlägst du dazu vor?
Luise Walther: Also das einfachste, da habe ich viele Diskussionen, ist tatsächlich erst mal das Tempo so anzupassen, dass man zumindest bei den einfachen Läufen nur durch die Nase atmet. Also dass man sich wirklich daran gewöhnt, Einatmung und Ausatmungen erst mal nur durch die Nose stattfinden zu lassen. Dann weiß ich, sind ganz viele so, ja, dann schaffe ich meinen Pace nicht, ja, aber ich habe gelernt durch den Mund auszuatmen. Das ist nicht physiologisch, sondern tatsächlich evolutionär. Unser Gehirn hat sich quasi kleiner zurückgebildet, damit die Nasen, Nasennebenhöhlen, Nasenmuscheln sich ausweiten können. Und wir dadurch einfach die effektivste Atmung haben. Und ja, sowohl ein als auch Ausatmung. Also das ist immer so das erste, was ich erst mal sage, beim Laufen wirklich darauf zu fokussieren, durch die Nase zu laufen. Ich habe viele, die dann sagen, ah, okay, aber dann war das Tempo erst mal langsamer. Ja, erfahrungsgemäß drei, vier Wochen. Und dann hat man aber diesen geilen Effekt, dass man dann wirklich so sagen kann, okay, das Pace geht deutlich hoch, man kommt raus aus seinem Trainingsplateau. Und vor allem, die Läufe fühlen sich einfacher an, weil natürlich auch die ganze biochemische Zusammensetzung sich verändert. Also gerade. Menschen, die viel mit Seitenstechen zu tun haben oder die so das Gefühl haben, ey, das Laufen wird irgendwann so richtig anstrengend oder schwer oder schnell viel Laktat in den Beinen spüren. Tempo erst mal runter, raus. So, dass man wirklich das über die Nasenatmung steuern kann. Und zweiter Punkt, den ich eigentlich allen Läufern mitgebe, vor dem Laufen zwei, drei Atemübungen machen, damit man sein Atemzugvolumen, also wie viel Luft kann ich ein- und ausatmen, erst mal optimieren kann. Es muss nichts Kompliziertes sein. Es kann einfach sein wie physiologische Seufzeratmung. Also für die, die das nicht kennen, man atmet tief durch die Nase ein, zieht noch einmal maximal durch die Nasenach und atmet dann ganz, ganz langsam durch die nase wieder aus. Man kann durch den Mund ausatmen. Ich bin da kein Fan von, gerade bei Läufern, weil wir wollen ja beibringen, durch die NASA ein- und auszuatmen und wenn man das zwei Minuten macht am Stück, das kann sein, während man sich von mir aus nur die Sportsachen anzieht, während man irgendwie aus der Wohnung oder aus dem Haus rausläuft und sich erst mal auch mental drauf einstellt, dann wird man merken, dass der Lauf sich viel einfacher anfühlt, weil wir mit dieser physiologischen Seufzeratmung das parasympathische Nervensystem, also quasi einen Ruheregenerationsmodus anfeuern und wir dann diesen perfekten Flowzustand kreieren können. Beim Laufen kommen wir wieder an Sympathikus, also in Stressmodus. Das ist ganz klar, wollen wir auch. Wenn wir aber vorher dem Körper nochmal sagen, hey, du bist sicher, du hast ein ganz anderes Atemzugvolumen, du kannst mit wenig Aufwand viel Sauerstoff einatmen, viel CO2 abgeben. Dann ist unser Nervensystem, unser Körper auf sicher eingestellt und kann Leistung ganz anders abrufen. Wenn wir, das erlebe ich immer wieder, wirklich dieses Klischee einen ganzen Tag vor dem Rechner gesessen und dann so schnell noch Laufsachen anziehen und raus, da ist unser Körper noch voll im Anspannungsmodus, der hat gar nicht die Chance, jetzt eine Höchstleistung abzurufen, weil der sich so denkt, oh Gott, was passiert denn jetzt hier eigentlich? Diese zwei Minuten vor dem Laufen sich zu nehmen und auf die Atmung zu fokussieren, ist tatsächlich ein Gamechanger für ganz, ganz viele.
Urs Weber: Vor allen Dingen, da die Atmung ja auch den gesamten Körper mit beeinflusst, unter anderem auch die Körperhaltung kannst du dann nämlich ändern und gerade, wenn du dir die zwei Minuten Zeit nimmst, wirkt sich das sehr stark auf die gesamte Haltung. Also das wird die Körper-Haltung aus, die dann auch tatsächlich zum leichteren Laufen ermöglicht. Das Gehirn wird dabei aufs Laufen umprogrammiert, also von der sitzenden Tätigkeit den ganzen Tag über wird es umprogrammiert auf das Laufen. Welche Rolle spielt da das Körperbewusstsein dabei? Also du hast jetzt die Atmung angesprochen, welche Körperhaltungsaspekte kannst du dabei noch ansprechen?
Luise Walther: Riesenthema, weil durch die Atmung wird es natürlich jetzt noch nicht aufs Laufen vorbereitet, aber wenn wir uns mental jetzt quasi schon darauf einstellen zu sagen, okay, ich lasse die Schreibtischarbeit jetzt sein und jetzt geht es ins Laufen über und wir dann aber über diese Atemübungen, über dieses Bewusstsein erst mal Zwerchfell und Beckenbodenmuskulatur wieder mit ansprechen, die ja entscheidend sind für die Körperhaltung, für das Aufrechtsein, vor allem aber für diese Laufdynamik, wo wir ja Oberkörper, Unterkörper immer in der Diagonalen haben. Das heißt, wir brauchen zwar einerseits... Eine Stärke im Rumpf, aber vor allem eine dynamische Stärke, die nicht nur auf, oh Gott, ich muss festhalten und das ist was, was man bei ganz, ganz vielen beim Laufen erlebt, die tatsächlich gegen den Körper kämpfen, die dann irgendwie schlimmstenfalls noch Bauch einziehen, weil sie irgendwie Klamotten anhaben, wo sie sagen, oh Gott ich muss jetzt hier aber gut aussehen und damit die Atmung quasi inhibieren, also torpedieren, sich viel, viel schwerer machen und tatsächlich dieses, wie fühle ich mich beim Laufen, ist extrem entscheidend. Und dieses Fühlen, die Körperwahrnehmung, jetzt gar nicht so in diesem spirituellen, bin ich in meinem eigenen Körper, sondern tatsächlich, wie fühlen sich denn die Füße an? Wie fühlen sie sich die Sprunggelenke an? Wie fühlten sich die Knie an? Wie fühlt sich mein Becken an? Also man kennt das beispielsweise, ich glaube das kennen viele auch aus dem Leistungssportbereich bzw. Aus Kampfsportarten, die, bevor sie in den Kampf gehen, bevor sie ins Training gehen, sich erstmal abreiben. Die ganzen Boxer, die erstmal irgendwie Bauch- und Sixpack abreiben, das sage ich fast allen Läufern tatsächlich, vor allem Füßen. Sprunggelenke, Knie, Hüfte, unterer Rücken, also die Bereiche, wo man, würde die meisten so sagen, ah ja, beim Laufen, da twigs man, aber nach Kilometer drei, vier, merke ich es gar nicht mehr, aber ich denke, ja, schön wäre es, wenn man es von Anfang an nicht merken oder nicht als Schmerz wahrgenommen wird. Also da ganz klassisch, egal ob man reibt, ob man klopft, weil, es ist total spannend, wir haben im Gehirn quasi Landkarten. Einmal sensorische, also wie fühlen sich die unterschiedlichen Körperteile an? Und wir haben motorische, wie kann ich die bewegen? Und unser Hirn verarbeitet aber immer erst die Sensorik, also wie fühle ich etwas? Und die meisten Läufer, wenn man die mal fragt, wie gut fühlt ihr eure Füße? Wie gut fühlte ihr eure Zehen? Die sind den ganzen Tag meistens in viel zu engen Schuhen. Die haben gar kein Gefühl dafür. Und auch da super einfacher Trick, bevor man losläuft, zumindest wieder zwei Minuten Barfuß irgendwie noch mal durch die Wohnung laufen, über idealerweise ... Und sei es, man legt irgendwie nur ein Handtuch mit noch mal auf dem Fußboden, dass man eine Plattefläche oder Teppich oder je nachdem, was man hat, aber dass der Körper viele Informationen bekommt, weil das ist wieder dieses, der Körper will Sicherheit. Wenn der Körper merkt, ah, ich kann die Füße total gut spüren, kann ich bei jedem Schritt die Informationen, die ans Gehirn gehen, quasi besser verarbeiten, habe ein klareres Bild. Und mit einem klareren Bild, das ist wie bei Google Maps, wenn ich eine klare Karte habe und reinzoomen kann, bin ich sicher. Wenn das alles blurry und verschwommen ist, komme ich meistens beim Ziel nicht an, weil ich keine Orientierung habe. Und genauso geht es dem Gehirn.
Urs Weber: Eine Ergänzung dazu, weil ich das bei dir tatsächlich als wirklich mit zum ersten Mal gehört habe, du empfiehlst auch die Lockerung der Handgelenke. Du hattest nämlich eben, sagtest du in einem Satz auch, der Körper hält sich fest. Und tatsächlich sieht man das bei manchen Läuferinnen und Läufern auch. Ich habe es bei mir auch schon mal beobachtet, gerade wenn ich abends laufe, dass der Körper sich tatsächlich bildlich, die Hände sich auch festhalten, die Handgelenk nicht locker sind. Und dem wirkst du auch entgegen.
Luise Walther: Ja, und das Spannende ist ja auch, Handgelenke sind quasi die Spiegelgelenken zum Sprunggelenk. Also jedes Gelenk hat ein sogenanntes Spiegegelenk, wenn wir uns unser Laufmuster angucken, der rechte Arm arbeitet ja an der Funktion mit dem linken Fuß zusammen. Das heißt, der Bodenkontakt über die Sprung-Gelenke überträgt sich auch auf die Hände. Das heißt ich kann die Sprunngelenke vorbereiten, wenn dann aber meine Hände bei vielen halt einen ganzen Tag irgendwie am Rechner waren, sowieso schon angespannt sind, dann überträgt sich die Spannung aus den Handgelenk auch wiederum auf die Sprongelenke. Ganz klassisch, jetzt kann man mal sagen, ist das schon Neuroathletik, ist das neurozentriertes Training oder ist das so Warm-Up, was man in der zweiten Klasse schon gelernt hat, Handgelenkkreise. Und das aber wirklich im vollen Bewegungsumfang, weil die meisten machen dann irgendwie so zwei lieblose Kreise, wo ich so denke, dann könnt ihr es auch lassen. Sondern wirklich voller Bewegungs- umfang. Ich mache das immer parallel, Hand-Gelenk, Sprunggelenk quasi, rechte, linke Seite in der Diagonal, dann die andere Seite, in der Zwischenzeit mache ich meine Atemübungen. Also das klingt immer so, als ob man dann irgendwie 20 Minuten Warm-Up machen muss, um Gottes Willen. Zwei, drei Minuten reichen völlig. Aber das macht tatsächlich einen extremen Unterschied.
Urs Weber: Das interessiert mich ganz pragmatisch. Du sagst, du machst das in der Diagonal. Das heißt, du lässt zum Beispiel das linke Fußgelenk kreisen und das rechte Handgelenk, ist das richtig?
Luise Walther: Und wenn ich einen guten Tag habe, dann mache ich das andersrum. Wenn ich einen schlechten Tag habe und gestresst bin, mache ich es parallel im Uhrzeigersinn. Wenn ich guten Tag und Energie habe, mache ich das entgegengesetzt. Also Fuß im Uhrzeugersinn, Handgelenk entgegen dem Uhrzeuger-Sinn. Man wird schnell Fehler machen, super. Dann fängt man wieder von vorne an. Aber das trainiert sogenannte Fehlerkorrektur. Und das ist ja das, was wir beispielsweise bei der Verletzungsprophylaxe wollen. Also zu sagen, ich habe gerade eine falsche Bewegung gemacht. Wie kann ich die wiederum korrigieren? Weil das ist tatsächlich nicht nur mental kognitives Training, sondern das hilft uns im Alltag, wenn wir über eine Wurzel rennen, wenn wir in einer Glasflasche ausweichen müssen, je nachdem, wo man rennt. Man merkt bei mir, in Neukölln gibt es weniger Wurzeln, mehr GlasflAschen. Aber je nach dem, in welchem Umfeld man dann jeweils ist, bereitet man den Körper damit wirklich auf den Lauf und auf die Alltagssituation vor.
Urs Weber: Stimmt eigentlich das Urteil oder das Vorurteil, sind wir Läufer koordinativ nicht so gut trainiert, um es vorsichtig auszudrücken?
Luise Walther: Naja, der Körper passt sich daran an, was wir machen. Wenn wir nur laufen, sind wir guteren zu laufen. Wenn wir Ballsportarten machen und laufen, sind wir guteren zu Laufen und Ballsports zu machen. Also je vielseitiger, umso besser ist man tatsächlich, umso beweglicher ist man. Und das finde ich oft so schade, dass das immer so verglichen wird mit, ja, was ist die beste Sportart? Wo ich so denke, ja, es kommt darauf an. Wenn du Fußball sein willst, musst du Fußball spielen. Die besten Fußballer haben aber in ihrer Kindheit und Jugend auch Tennis gespielt, auch Basketball gespielt. Man sieht das bei ganz vielen Spitzenathleten, dass die sich in der Jugend gar nicht entscheiden konnten, was sie machen sollen, weil die so vielseitig begabt sind. In Deutschland ist leider die Nachwuchsförderung so ein bisschen eindimensional. Da legt man sich schnell auf eine Sache fest und trainiert nur das. In anderen Ländern, Amerika, UK, gerade aber auch in den Nordics, ist das viel vielseITiger. Also da guckt man wirklich, welche unterschiedlichen Bereiche können die alle noch mit anbauen und wo kann man... Noch Leichtigkeit reinbringen? Wo hat man vielleicht einen spielerischen Aspekt? Wo hat mal mehr Gleichgewicht? Weil Laufen ist natürlich relativ monoton, relativ einseitig. Und ich bin der Meinung, das merke ich auch an mir selber, gute Läufer müssen Krafttraining machen. Und wenn man nicht laufen geht, muss man erst Krafttraing machen. Also es sind ja immer die beiden Aspekte. Ich glaube, dass es darum geht, was macht einem am meisten Spaß und was ist aber auch gesundheitsförderlich.
Urs Weber: Naja, und das liegt natürlich auch daran, wie leben wir im Alltag. Also wir machen ja heute... Oder die allermeisten Menschen in unserem Umfeld machen im Alltag so gut wie gar keine Kraftüdung oder brauchen keinen Krafteinsatz mehr in ihrem Arbeitsumfeld. Deswegen ist gerade das Krafttraining heute natürlich so eine Ergänzung. Und tatsächlich... Also das spricht auf den Aspekt der Koordination an. Gerade bei Laufgruppen sieht man das häufig, wenn man die am Abend trifft, dann ist die Körperhaltung, die Laufhaltung tatsächlich noch verbesserungswürdiger oder fähiger als am Morgen, weil eben dann gerade bei den Büroarbeitenden sieht man dann, dass die Körperhaltung, gerade die Kopfhaltung sprichst du auch häufig an, bei deinen Trainings, die Kopfhaltung da nicht stimmt. Also man hat dann immer noch den nach vorne geneigten Kopf Richtung Tastatur, Richtung Bildschirm. Und ehe sich der beim Laufen mal aufrichtet, das dauert dann. Was gibst du da für einen Tipp? Weil Kopfhaltung sprichst du auch in deinen Trainings an.
Luise Walther: Absolut auch da. Atmung hat da natürlich schon Einfluss. Weil wenn ich mit der Atmungen in Kontakt gehe, dann bin ich eher in der Aufrichtung. Dann habe ich über das Werkfeld... Indirekt sozusagen. Indirek quasi das schon. Aber tatsächlich, wenn das extrem ist und vor allem Leute, die immer wieder merken, Schulternackenbereich wird auch wirklich richtig fest beim Laufen. Zunge, also die Zungenposition anzugehen, das klingt immer ungewöhnlich.
Urs Weber: Was macht man denn mit der Zunge?
Luise Walther: Genau, tatsächlich ist aber die Zunge das einzige Körperteil vereinfacht gesagt, was Informationen aus der rechten und linken Hörnhälfte bekommt. Sonst haben wir ein rechtes Auge, ein linkes Aube, rechten Kiefer, linken Kiefernmuskel. Bei der Zunge endet aber quasi vier Hörnerven von der rechte Hörnhälfte, vier von der linken Hörhälfe in der Zunge. Die Zunge gehört immer mit einem leichten Anpressdruck oben an den Gaumen ohne Kontakt zu den Schneidezähnen. Also es liegt direkt hinter den Schneidezehen. Und ganz, ganz viele, vor allem beim Laufen. Das sieht man entweder mit offenem Mund und dann Zunge unten. Ganz viele Läufer auch. Betreut zum Teil ja auch die Leute oder unterschiedliche Athletinnen aus dem Ironman oder Triathlon oder sowas. Also wirklich auch im Hochleistungsbereich, die dann so sagen, ne, aber die Zunge drückt eigentlich immer mit einem leichten Druck gegen die Zähne. Wo ich so denke, ja, damit baust du Spannung auf. Sobald die Zunge gegen die Zehne drückt, schiebt auch der Kopf nach vorne. Wir haben sofort einen Einfluss auf die Halswirbelsäule, auf die Brustwirbelsaule und damit auf die Statik. Also beim Laufen tatsächlich mal darauf zu achten, ist die Zunge entspannt oben. Wenn man dann den Mund schließt und auf die Nasenatmung geht, hat man auch die normale Position. Und ja, Marathon ab Kilometer 30 ist mir total egal, wie man atmet. Da geht es nur noch ums Überleben. Das ist völlig fein, wenn man dann auf Mundatmungen irgendwann übergeht. Oder auch im Wettkampf. Das is völlig okay, weil Wettkämpfe ist Ausnahmesituation. Aber bei den normalen Trainingsläufen will ich eigentlich immer Fokus, Zunge, entspannt, oben am Gaumen, keinen Kontakt zu den Schneidezähnen. Und das merkt man sofort. Wie die Leute sich aufrichten und sagen, da gehört die hin, warte mal, ich krieg mehr Luft. Irgendwie fühlt sich das gerade aufrechter und leichter an. Und ich denke, ja, hat sich Mutter Natur fantastisch überlegt.
Urs Weber: Krass, ja, toller Trainingstipp. Wir haben natürlich bei den Trainingsaspekten immer den Gedanken dahinter, was kann ich tun, um mich zu optimieren, bzw. Um Probleme zu vermeiden. Und typische Laufaprobleme sind klassischerweise immer das Knie, Achilles-Szene, Hüfte. Was steckt neurologisch dahinter? Wenn wir diese Problembereiche ansprechen.
Luise Walther: Ganz oft tatsächlich Herausforderungen oder Probleme im Gleichgewichtsystem, die dann über Sprunggelenke, über Knie, über Hüfte ausgeglichen werden. Also kennen viele vielleicht auch die dann so sagen, ja, sie können sich gar nicht den Schuh einbeinig anziehen, sondern müssen sich irgendwie immer hinsetzen, keine Ahnung, auf der Stuhlbank oder auf dem Fußboden. Also ganz oft sind das tatsächlich Gleichgewichts- thematiken. Kann man relativ schnell testen, wenn man sich barfuß aufs rechte Bein einbeineig stellt und danach aufs linke Bein. Viele haben da tatsächlich schon einen Unterschied. Die meisten, ehrlicherweise, die laufen, haben irgendwie auch mal eine Bänderdehnung, Bänderiss oder irgendeine Verletzung gehabt. Das spielt da natürlich auch eine Rolle, dass einfach das Sprunggelenk nicht mehr ganz so stabil ist, wie es ursprünglich mal war, was sich dann auch wieder aufs Gleichgewicht auswirkt. Und in solchen Fällen, klar, Krafttraining, super wichtig, dass einfach die Muskulatur, die Bänder, die Sehen wirklich einen Reiz bekommen unter einer Beladung. Was aber, und das merke ich bei ganz, ganz vielen Klienten tatsächlich, was oftmals viel einfacher ist, auch da wieder Reiben. Vor allem Sprunggelenk, wenn man weiß, ach, die Sprung gelenke, das ist immer ein bisschen nervig. Bevor man losgeht, und das reichen wirklich 20 Sekunden, Sprung-Gelenk-Reiben ums komplette Sprung gelenk herum oder klopfen, je nachdem, was einem lieber ist.
Urs Weber: Dann einfach mechanisch mit der eigenen Hand darüber reiben, kneten, aktivieren.
Luise Walther: Aktivieren, weil das sind ganz viele Rezeptoren, die dann auf unterschiedliche Reize, also ein leichter Druck wird anders wahrgenommen als ein starker Druck, dass jeder auch anders, kennt man von der Massage. Manche mögen es ganz sanft, andere sind bei einer sanften Berührung, sagen, die so auskitzelt, kannst du stärker drücken. Also da auch ein bisschen schauen, was fühlt sich individuell für einen gut an. Und aber zweite Ebene ist tatsächlich Gleichgewicht. Und jetzt nicht irgendwie sich auf Wackelplatten oder unebenen Untergrund stellen, weil, das ist nicht Gleichgewichts, sondern Gleichgewichsorgane befinden sich ja im Innenohr. Das heißt, es ist quasi für den Körper wichtig. Darauf zu achten, was passiert mit Augen- und Kopfbewegungen. Fürs Laufen jetzt spezifisch, beispielsweise sich vorher hinzustellen und zu sagen, ich stehe auf einem Bein, oder wenn man da eine Unsicherheit hat, ich stehe auf beiden Beinen, fixieren Punkt und machen dann sogenannten Ja- oder Nein-Sager. Also während ich den Punkt angucke, gehe ich mit dem Kopf ein paar Mal nach oben und unten, ein paar mal nach rechts und links. Dann wird man schon merken, oh Gott, das ist aber ganz schön schwer, das Gleichgewicht zu halten. Bei vielen, die Sprunggelenksthematiken oder Knienthematik haben, die werden dann merken, oh Gott. Es fängt aber übelst an zu korrigieren, um mich eben im Lot halten zu können. Und das ist aber indirekt was, was beim Laufen passiert. Wenn wir auf den Boden gucken, wenn wir nach oben gucken, das Gleichgewichtsorgan die ganze Zeit berechnet, wo ist oben und in welche Richtung bewege ich mich. Und beim Lauen haben wir ja immer eine Beschleunigung nach vorne, weil idealerweise ist die Körperhaltung leicht nach vorne gelehnt. Das heißt, was passiert, unser Gehirn denkt, wir fallen nach vorne und spannt die hintere Kette an. Also vor allem, das merken ja auch die meisten unterer Rücken, Hamstrings und Waden- muskulatur. Und wenn da eine Dyspamance ist, also da zu viel Schutzspannung ist, weil der Körper denkt, oh Gott, ich fall nach vorne und kann mich gar nicht halten, dann kommt es halt oft zu dem Problem. Das heißt, mit dieser Ja-Sager-Nein-Saker- Bewegung beispielsweise oder noch einfacher, wenn man merkt, oh das ist schon zu schwierig, sich erst mal nur gerade hinstellen und ein bisschen nach vorne, hinten, rechts und links das Gewicht verlagern. Erst mal nur gucken, wie fühlt sich das an. Auch das kann man beim Zähneputzen morgens und abends machen. Da hatte ich jetzt vor allem auch viele aus dem Profi-Sportbereich, die gesagt haben, hey, das kann ja nicht sein. Dass so eine einfache Übung so einen Effekt hat, wo ich sie denke, doch, weil diese nach vorne, hinten, rechts, links trainieren wir, ah ich fall nach vorne die hintere Kette spannt an. Ich geh nach hinten auf die Fersen, auf einmal muss die vordere Ketten anspannen. Also auch für alle Klassiker beim Laufen, die sagen, eigentlich müsste ich mich danach ja noch dehnen und mobilisieren und was nicht alles machen. Das nach dem Lauf zu machen nimmt auch wieder Spannung raus.
Urs Weber: Luisa, du bist ja auch ausgebildter Schmerz- und Performance-Coach. Sind das Übungen, die du teilweise mit dem neurozentrierten Training verknüpft? Du sprachst das eben an, dass man, wenn man Schmerzenbereiche hat, ob jetzt ein Sprunggelenk, ein Knie oder so, das erst abklopft. Inwieweit profitierst du da von deiner Schmerzkotschausbildung in Richtung des neurozentrierten Trainings?
Luise Walther: Extrem viel natürlich, weil Schmerz ist ja immer eine Entscheidung vom Gehirn. Also ich muss nicht ein Problem haben, das kennt jeder. Man geht dann irgendwie zum Arzt und der sagt, ne, die Bilder sind unauffällig und da ist nichts, aber es tut trotzdem weh. Das heißt, das Gehirne entscheidet ja, wie sicher bin ich gerade, oder ist da irgendein Problem, ist da eine Gefahr und sendet dann den Schmerzt. Das heißt man kann natürlich erstmal, Ausschlussverfahren, ganz klar schauen, ist da irgend ein Problem vorhanden, aber oftmals ist es halt sehr komplex. Das Spannungsmuster kommt eher über Augen und das Gleichgewicht sogar an. Und dann hat man zwar immer wieder Knieschmerzen, der Arzt hat aber schon 10 mal gesagt, ja, da ist aber nichts, das Knie ist völlig okay, sieht aus wie von einem 20-Jährigen. Ja, der Schmerz ist aber ja trotzdem da. Das heißt, genau da setzen wir uns an, zu schauen, es ist vielleicht der Nerv, der dem Muskeln nicht mehr die richtige Information gibt, oder zu viel. Kenn ganz, ganz viele wirklich mit diesem Wadenbereich, ganz schnell Krämpfe zu bekommen, Hamstrings, sofort irgendwie, wenn man schneller rennt, zu sagen, ah, da baut sich sofort Spannung, sofort einen Zug, sofort ein Ziehen, sofort ein Stechen. Aber kein Muskelfaser ist keine Muskelbündelverletzung, aber es tut trotzdem weh. Und da dann zum Beispiel auch einfach nicht klassisch in eine Dehnung zu gehen, sondern zu überlegen, braucht der Nerv, der hat ja einen Ansatz und einen Ursprung, braucht er jetzt eher eine Dehnungen oder bei den meisten braucht er eher eine Entspannung. Müssen wir da in unterschiedlichen Sequenzen über Becken, über Knie, übers Sprunggelenk eher noch mehr Spannung aufbauen oder müssen wir vielleicht eher Spannungen rausnehmen aus dem System. Weil das ist tatsächlich so ein so was, was ich ganz, ganz oft erlebe, mit ja, ja, ich dehne mich oder ich müsste mich mehr dehnen, wo ich so denke, ja, Dehnung ist nicht die Lösung für alle, sondern es geht um die Beweglichkeit und der Muskel muss angesprochen werden. Der braucht vielleicht einen Dehnungsreiz. Bei mir war Dehnungen fürchterlich. Dehnigung hat bei mir sofort zu Schmerzen geführt und sofort, dass der Fußheberreflex wieder weg war. Wenn ich entspannt habe, die Muskulatur und den Nerv, habe ich sofort gemerkt, ah, geil, da kommt wieder Gefühl rein, jetzt kann ich das auch viel besser wieder ansteuern.
Urs Weber: Entspannung spielt natürlich eine große Rolle beim Training, auch beim Lauftraining. Du hast eben auch schon mal das Stichwort genannt, dass du auch Augenübungen einführst oder empfiehlst, unter anderem auch Übungen aus dem Augen-Yoga. Tatsächlich gibt es diesen Begriff Augen- Yoga. Was sind da so für Übung, die du empfehlen kannst oder die du Läuferinnen und Läufern mit an die Hand geben kannst?
Luise Walther: Für diejenigen, die anfangen wollen und noch gar nichts irgendwie was damit zu tun gehabt haben, würde ich das tatsächlich am Anfang sehr leicht machen und die erst mal nur laufen lassen, mit einem Fokus aufs Perifere sehen. Das heißt, man läuft und achtet eben nicht mehr darauf, okay, liegt vor mir ein Stein oder nicht, sondern schaut eher, kann ich an der Seite die Bäume vorbeiziehen sehen, kann nicht an der Seite die Häuser vorbeizin sehen. Also wirklich der Fokus eher auf das Perifäre. Fühlt sich am Anfang ungewöhnlich an, nimmt aber eine Schutzspannung aus dem Körper. Ja, das Tempo wird wahrscheinlich erstmal leichter. Das ist für ganz viele der leichteste Lauf, den die je hatten, weil der Körper über dieses Perifäre in den Entspannungsmodus kommt. Wir können über die Augen fokussiert sagen, wollen wir in Anspannung, also im Tunnelblick, oder wollen wir, wenn wir den Blick eher schweifen lassen, quasi unser Nervensystem mit sämtlichen Neurotransmittern und Hormon in die Entspanung bringen. Das heißt, wenn man langsame Läufe hat, einfach mal probieren wirklich auf das Perifere zu achten und dann aber Grundlage Nummer eins, was die meisten Läufler falsch machen, der Blick geht dahin, wo ich hinlaufen will. Das heißt, auf dem Horizont. Wenn man mal schaut, wie die meisten Menschen laufen, ist der Blick nach unten auf die Füße oder anderthalb Meter nach vorne.
Urs Weber: Das ist der häufigste Fehler, dass die Menschen einen Meter nach vorne gucken.
Luise Walther: Und woher kommt das? Weil sie unsicher sind. Weil sie oftmals ihre Füße nicht gut genug spüren. Weil das Gleichgewichtssystem eine Herausforderung hat. Und der Körper dann sagt, ich bin sicherer, wenn ich meinen Weg sofort überprüfe. Aber, und das wissen viele nicht, wenn meine Augen nach unten gehen, also wenn ich nach unten gucke, aktiviere ich automatisch als Reflex alle beugenden Muskelschichten. Und wenn ich einen Hüftbeuger aktiviere, wenn ich quasi Bauchmuskulatur, also die Beuger aktiviere, dann komme ich nicht in eine Aufrichtung, wo ich entspannt gut laufen kann. Sondern dann schicke ich auf dem einen Kanal beugen, auf dem anderen sage ich aber willkürlich strecken, lange Beine, lange Schritte, gute Schrittfrequenz. Und genau so baut sich diese Spannung im Körper auf, wo man so sagt, oh Gott, ich habe das Gefühl, das Laufen ist einfach, ich laufe gegen mich selber. Das ist immer so eine Aussage, die ich von ganz vielen Klienten kenne, die gesagt haben, ey, das fühlt sich so schwer an.
Urs Weber: Viele sagen auch, ich stehe mir selbst im Weg.
Luise Walther: Genau. Und gar nicht nur mit der, sie werden nicht schneller, sondern wirklich, dass auch schon, ich sage mal, die normalen oder etwas schnelleren Tempoläufe, dass man da wirklich so das Gefühl hat, es geht nicht mehr, es ist einfach nicht mehr Leistung drin und es ist aber extrem viel Potenzial noch drin.
Urs Weber: Was baust denn du eigentlich so in deine persönliche Trainingsroutine so ein? Also wir haben eben schon so über die Vorbereitungsübungen, dass du dir also zumindest zwei Minuten Zeit vorm Laufen nimmst. Aber wann fängt das an? Also ich weiß, viele, also gerade trainiertere oder ambitioniertere Läuferinnen und Läuber, die fangen morgens im Bett schon an, sich so einmal zu räkeln und zu gucken, wo ist es, tut es vielleicht irgendwo weh? Oder jeder hat ja irgendwo, meistens so irgendwo einen... Schwachpunkt, eine Schwachstelle. Wo fängt das bei dir am Tag an? Oder begleitet dich das den ganzen Tag über dieses neurozentrierte Training?
Luise Walther: Ich glaube mich begleitet, das klingt jetzt freakiger als es ist, tatsächlich über den ganzen Tag, weil ich ganz viele so Mini-Routinen habe. Ich hab beim Zähneputzen mache ich immer Gesäßaktivierung wieder, dadurch, dass ich nach beiden OPs echt katastrophalen körperlichen Zustand hatte, Gesäße lange nicht gespürt habe, ist das für mich so ein Klassiker. Das heißt, ich stehe auf einem Bein, rotiere aus der Hüfte heraus, leicht das Bein nach außen und gehe dann in so eine leichte quasi Abduktion vom Bein. Das mache ich komplett die ganze Zeit immer im Wechsel, 10 Wiederholungen rechts, 10 Wiederholung links. Ich fange immer morgens wenn ich auf der kalten...
Urs Weber: Sorry, und das freihändig, also in der rechten Hand die Zahnbürste, in der linken Hand nicht am Bein. Am Anfang musste ich mich festhalten mittlerweile.
Luise Walther: Das ist dann so der nächste Test. Ich komme immer, wenn ich aus der kalten Dusche gehe, bin ich mir ein Widerstandsband um, also irgendein Terrorband, Fitnessband, irgendeine Band, was elastisch ist, um die Rippenbögen oberhalb des Bauchnabels, unterhalb der Brust und lasse das 20-30 Minuten um, weil ich damit einfach... Geilste, einfachste Atemtraining machen kann ohne jetzt bewusst zu sagen, oh, ich muss mich jetzt auf die Atmung fokussieren, weil meine Atmungen soll ja auch in Stresssituationen besser werden. Ich komme aus der Dusche raus, bünd das um, irgendwie Kontaktlinsen rein, die ganzen Kram. Ich trinke morgens zuhause keinen Kaffee, das mache ich immer alles tatsächlich erst später und dann draußen. Aber das sind so Kleinigkeiten. Immer wenn ich auf einen Kaffeespiel warte, also ich gehe meistens ins Restaurant oder Café und lasse mir den zubereiten, stehe ich da und mache irgendwelche Mobility- Übungen, die wechseln bei mir. Man erst das Handgelenk, man erst das Sprunggelenk. Man erst das Becken, man ist das Schulter. Je nachdem, welcher Monat ist und welchen Fokus ich gerade habe. Meistens tatsächlich Sprung-Gelenk, weil das einfach bei mir durch die beiden OPs bedingt eine Schwachstelle ist. Atemübung mache ich nach jedem Meeting. Das für mich die einfachste Möglichkeit ist zu sagen, okay, Meeting ist vorbei, Kurzfenster auf, zwei Minuten, bewusst ein Ausatmen oder Seufzeratmung. Ich mache extrem viel mit den Augen, weil ich super viel am Rechner sitze. Also ich schaffe nicht diesen Klassiker, alle 20 Minuten für 20 Sekunden irgendwie 20 Meter rauszugucken. Also das funktioniert für mich nicht. Aber auch da zu sagen, okay, ich habe ein Dokument abgearbeitet oder schließe einen Tab oder quasi irgendeine Software auf dem Rechner, gucke ich raus und bin wirklich so ein bisschen, ah die Blätter, ah die Vögelchen, was passiert denn da draußen? Und merke sofort so, ah ja geil, jetzt kann ich mich wieder fokussieren und wenn ich jetzt nicht Interviews oder Podcasts habe, aber wirklich Klienten. Vor jedem Klient mache ich tatsächlich nochmal eine blockierte Einatmung, weil ich der Meinung bin, die zahlen mir einen Haufen Kohle. Ich will da maximal fokussiert sein. Das ist für mich so ein Ding, dass ich denke, okay, ich mache das einerseits für die Klientinnen, andererseits natürlich aber für mich, um zu sagen, hey, ich komme da wirklich auch mit Peak Performance in den Kohl rein.
Urs Weber: Klingt ein bisschen nerdig, klingt aber sehr, sehr überzeugend. Ja, aber gerade so diese, man sagt ja heute diese Alltagshacks, diese Biohacks, die sind ja wirklich das, was man, man muss ja nicht gleich zehn erfinden, aber wenn man so ein, zwei anfängt am Tag und das in die Tagesroutine einfließen lässt, dann ja, dann macht man das auch.
Luise Walther: Ja, ein schlechtester Tag, wenn ich es nicht schaffe, ins Training zu gehen. Ich habe abends noch eine kurze Routine einfach für den Rücken, Arme ausstrecken, zur Seite, Rotation, Rückneige, ziehen das Quads, dann ISG mobilisieren und Brustwirbelsäule. Dauert auch, glaube ich, zwar, also wenn ich einen schlechten Tag habe, echt keinen Bock mehr, dauert das eine Minute. Wenn ich einen guten Tag habe dauert es zwei Minuten und über solche Sachen denke ich aber nicht mehr nach, egal ob ich im Hotel bin, im Airbnb bin irgendwie mit Family oder sowas unterwegs bin, das ist für mich jedes Mal so, dass ich denke, ja, 10% tue ich ja auch. Man verschwendet so viel Zeit auf Social Media, ich nutze halt Social Media privat, nicht? Ich glaube, das schenkt mir viel Zeit für meinen würdigen Körperquatsch.
Urs Weber: Oder sagen wir es mal so, 10 Minuten weniger Social Media am Tag, dann hast du 10 Minuten für das neurozentrierte Training. Luiso, du wirst gar nicht glauben, wie lang meine Liste hier schon ist. Ich habe eine Gedankenliste hier gemacht, eine Strichliste, was ich nachher beim Laufen gleich alles vorher noch und während des Laufens machen werde. Aber nur mal Butter bei die Fische. Wenn ich die ganzen Übungen hier mache, wie viel schneller laufe ich denn dann die 10.000 Meter?
Luise Walther: Ich kann das mal einfach aus meiner Erfahrung sagen mit mir selber, ich habe dir das vorhin ja auch gesagt, ich hab mit Lauftraining und Hierbox-Training spezifisch letztes Jahr angefangen. Ich hatte echt ein schlechtes Pace nach den beiden OP's, ich hatte 37er auf dem Kilometer. Ich bin jetzt bei 24. In knapp einem Jahr. Und für mich ist tatsächlich, weil auch mal alle meinen, das kann ja nicht sein, wo ich so denke doch, die ganzen Sachen, die ich erzähle, nutze ich tatsächlich auch immer. Nicht bei jedem Lauf logischerweise alles. Sondern auch da, ich gebe viele Tipps und jeder, wenn man ein, zwei Sachen sich raus pickt. Für manche Leute ist es eher die Atmung, für andere sind es die Augen, für Andere ist es so dieses Gelenke abreiben, totale Gamechanger reicht schon. Oder einfach, bevor man die Socken anzieht, mit den Socken einmal über den Fuß quasi drüber reiben. Es können diese Kleinigkeiten sein. Und ich finde, das Geile ist halt, wenn man dann spürt, ah, das fühlt sich ja viel leichter an. Ich hab da bin ich immer sehr selbstgritschig, ich hab auch ein paar Klienten, bei denen ist das Pace gar nicht so entscheidend nach oben gegangen. Die sind dann irgendwie von einer 520 auf eine 510. Aber die sagen, sie haben keine Schmerzen mehr. Laufen macht wieder Spaß. Wo ich immer so denke, ja, okay, Next Step wäre dann schon irgendwann auch die Pace besser zu bekommen. Aber ich finde, Schmerz-Performance-Coaching, erstmal geht es um Schmerzwfreiheit und ich mach das wieder und es macht mir Spaß. Und dann im Next Step kann man tatsächlich auch bei dem älteren, ich weiß der älteste Klient, den ich jetzt beim Laufen betreue, ist 79. Der hat glaube ich sogar mit einer 815 angefangen. Und ist jetzt bei einer 620.
Urs Weber: Wow. Mit 79. Ich glaube auch, generell ist das ganz relevant, dass man damit eben auch das lockere Laufen eher erreichen kann. Also da, wo sich viele gerade am Anfang so schwer tun, dass man verkrampft ist oder häufig auch so die Körperhaltung nicht genau weiß zu steuern, wie halte ich jetzt eigentlich die Hände, was mache ich mit dem Kopf und so. Das kann man mit solchen neurozentrierten Trainingsansätzen natürlich dann hervorragend trainieren.
Luise Walther: Ja, weil, wenn ich das noch ergänzen darf, ich will ja nicht, dass man während dem Lauf sich korrigieren muss. Sondern ich will vorher den Impuls geben, den Input geben. Und da macht der Körper alles automatisch. Und das ist ja das Schöne. Weil das kennst du wahrscheinlich auch und das kennen vielleicht auch viele, die zuhören. So dieses, ha ja, dann fange ich immer an mich aufrecht und dann versuche ich den Armfunk stärker zu machen. Und dann versuch ich die Beinlänge. Ja, das kann man kurzfristig für 10, 20 Sekunden. Dann geht das im Nervensystem aber wieder ins autonome Nerven-System über, dann kann man das gar nicht mehr steuern. Und genau da wollen wir aber ansetzen. Wenn wir mehr Information haben, wenn der Körper merkt, oh, wenn ich entspannter atme, habe ich eine ganz andere Körperhaltung, irgendwie fühlt sich das gut an, dann überträgt dir das auch. Das ist ja Neuroplastizität, also die Fähigkeit von unserem Gehirn sich funktionell und strukturell anzupassen, wenn es etwas Neues bekommt. Deswegen immer dieselbe Pace zu laufen, ist ja auch das größte Schwachsinn, den man machen kann. Gönnt euch mal 3, 4 Wochen langsamer mit Nasenatmung zu laufen und guckt dann mal wieder eure alten Zeiten an. Also das ist tatsächlich, wenn ich nur einen Tipp geben würde, wäre es das.
Urs Weber: Luise, wir haben jetzt ganz, ganz viel gelernt. Vielen Dank für diese Einführung. Wir haben unter anderem gelernt, wie wichtig ein lockeres Handgelenk ist fürs Laufen, wie wichtig die Zungenhaltung ist, dass die Augen eine große Rolle spielen. Wir haben aber auch zum Beispiel gelernt, dass man einige Übungen machen kann, wenn man in der Schlangen steht, um einen Kaffee zu holen oder beim Bäcker oder was man auch morgens beim Zähneputzen machen kann. Also ganz einfache Übung. Und Luise, vielen ganz herzlichen Dank erstmal, dass du uns dieses vermeintlich komplizierte Thema neurozentriertes Training so pragmatisch und praktisch näher gebracht hast. Da waren ganz, ganz viele Tipps dabei, die wir sicherlich alle gut benutzen können.
Luise Walther: Sehr, sehr gerne. Danke dir.
Urs Weber: Luise, ich freue mich schon aufs nächste Mal. Nächstes Mal gehen wir dann wieder zusammen laufen, ob in Neukölln oder hier in Hamburg, okay?
Luise Walther: Perfekt, sehr gerne.
Urs Weber: Vielen Dank erstmal, Luise.
Luise Walther: Gerne.
Ela Wildner: Werbung. Entdecke Running. Laufen bedeutet so viel mehr als nur eine Sporteinheit. Ich bin Ela Wildner, stimme dieses Podcast und natürlich laufe ich. Was mir das Laufen gibt, da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll. Am allermeisten ist es aber wahrscheinlich eine echt gute Zeit. Wenn ich laupe, habe ich die klarsten Gedanken und fühle mich einfach gut. Das ist wie eine Auszeit im oft hektischen Alltag und so wohltuend. Das geht am allerbesten, wenn man sich auf Laufequipment verlassen darf, das alles mitmacht und gut aussieht. Wenn nichts zwickt und ich das Outfit obendrein noch cool finde, kann ich mich ganz darauf fokussieren, den Lauf einfach nur zu genießen. Wie sieht es bei dir aus? Klarheit, neue Freundschaften, Selbstvertrauen oder was ganz anderes. Was ist dein persönliches Mehr beim Laufen? Mach mit bei der Challenge von Zalando und Strava und teile deine Erfahrungen unter dem Hashtag Get More from Your Run. Wie genau die Challenge funktioniert, haben wir für dich in den Show Notes zusammengefasst oder du spult später nochmal zum Anfang dieser Folge. Finde dein Mehr im Laufen und zeige deine Persönlichkeit mit Zalando. Werbung Ende.
Urs Weber: Was Haus bauen und Marathon laufen gemeinsam haben. Wir sprechen mit einem Experten für beide Themen und das der Experte sitzt mir hier gegenüber, Dr. Helge Mensching, mit dem ich eben schon eine Runde um den schönen Maschsee hier in Hannover drehen durfte. Zunächst mal Hallo Helge, schön, dass wir hier sind.
Helge Mensching: Hallo Urs, herzlich willkommen in der Heinz-Mein-Arena.
Urs Weber: Wir sitzen tatsächlich hier in der Heinz-Von-Heiden-Arena, gucken auf Grüne Spielfeld, wo am ich weiß nicht, hat Hannover 96 noch ein Heimspiel jetzt? Hannover 96 hat noch ein heimspiels gegen Greuther Fürth. Und es geht noch, ich weiß, es gibt noch so eine kleine Aufstiegshoffnung, aber die ist klein.
Helge Mensching: Die ist sehr klein, aber wir werden es versuchen, die Chance am Schopfe zu packen.
Urs Weber: Helge, du bist Geschäftsführer von der Heinz-Von-Heiden Massivbau GmH, da kommen wir gleich drauf. Das ist nämlich der zweite Teil, wo es ums Hausbauen gehen sollen, aber heute sprechen wir im Podcast erst mal über deine sportliche Seite. Du bist nämlich ehemaliger, sehr ambitionierter Radfahrer, der auch heute noch regelmäßig im Sattel sitzt. Du bist aber auch passionierter Läufer, der die Ausdauer vom Radfahren sozusagen mitgenommen hat und damit jetzt zum Beispiel schon zweimal über die Alpen gelaufen ist, mehrere Marathons, unter anderem hier in Hannover gelaufen ist. Und wie viele Marathon bist du eigentlich gelaufen? Hast du das gezählt? Du bist ja so ein Zahnmännchen.
Helge Mensching: Ja, ich bin Zahnmännchen, aber ich kann es gar nicht sagen. Ich bin ein paar Mal den Hannover Marathon gelaufen, dann München, Frankfurt und dann im Rahmen des Schwänz Alpine Runs sind ja auch Marathon-Distanzen dabei, bis hin zu Ultras. Die habe ich jetzt nicht mit gezählt. Werden schon ein paar auf jeden Fall gewesen sein, ja.
Urs Weber: Du hast kleine Kinder, hast du mir eben erzählt beim Laufen.
Helge Mensching: Genau, ich habe drei kleine Kinder und da kommt das Training natürlich ein bisschen zu kurz und daher ist der letzte Marathon jetzt auch, glaube ich, schon zwei Jahre wieder her.
Urs Weber: Zwei Jahre unter hast du schon ein nächstes Laufziel im Auge. Wir haben eben gerade über Business One gesprochen.
Helge Mensching: Ja, der Business Run, der geht einmal um den Maschli 6,2 Kilometer. Ja klar, da bin ich natürlich am Start. Aber Marathon bietet sich immer Hannover an. Hannover ist ein wunderschöner Marathon. Sehr früh in der Saison. Die ambitionierten Läufer wissen sehr flach, sehr schnell, wenig Kurven. Allerdings auf der anderen Seite sehr früh in die Saison, bedeutet für das Training öfter mal den Schweinehund zu besiegen, um dann fit in Hannover am Start zu sein. Die Temperaturen sind dann meistens auch noch etwas kühler, aber sehr gut für eine ambitionierte Marathonzeit. Von daher ist Hannover immer ein Ziel für mich, aber auch Frankfurt fand ich immer sehr gut, weil er relativ spät in der Saison ist und man hat dann die schöne Jahreszeit für die Vorbereitung. Ist auch ein schneller Kurs, wenn man auf Zeit laufen möchte. Ansonsten hat mir München auch zum Beispiel sehr gut gefallen. München ist ein sehr schöner Marathon. Dann natürlich der Einlauf in das Olympiastadion. Man hat aber auch ein paar Höhenmeter. Das ist dann auch, was das Thema Zeitoptimierung angeht, etwas herausfordernd.
Urs Weber: Es sind kleine Anstiege drin, aber so richtige Berge sind es ja auch nicht. Aber gegenüber Frankfurt und Hannover, die der Topf eben sind. Ja, das stimmt. Und immer auch das gute Klima dabei. Das darf man ja auch gar nicht vergessen. Frankfurt ist manchmal kühl, aber hat immer gutes Laufklima. Und München kann mal heiß sein, aber ich weiß nicht, wie war es bei dir. Ich habe in München auch schon richtig heiße Marathons für mich erlebt.
Helge Mensching: Ja, es war schon etwas wärmer, aber es war noch okay. Aber da gebe ich natürlich recht. Frankfurt ist dann meistens etwas kühler.
Urs Weber: Wo bist du deine Bestzeit gelaufen eigentlich? Wir haben vorhin darüber geredet. In Hannover. Das war 2 Stunden... 2 Stunden 66, wie ich immer sage. Aber du wirst schon aufs Ziel gelaufen, unter 3 Stunden zu bleiben. Ja, richtig.
Helge Mensching: Das Ziel war damals, und ich habe es dann auch ein paar Mal noch probiert, bin ich dann eher so bei einer 3.15 und 3.10 rausgekommen, war auf jeden Fall unter 3 Stunden zu laufen. Das muss man dazu sagen. Ich komme aus dem Radsport, da begalt mein Motto auch immer, lieber vorne sterben als hinten nichts erben. Und dementsprechend bin ich auch losgelaufen wie die Kavallerie. Und habe dann nach Kilometer 28, 30 dann regelmäßig einen vollen Latz bekommen. Und äh...
Urs Weber: Ich frage das auch hauptsächlich, um zu zeigen, dass du das wie Ambitionierte unterwegs bist.
Helge Mensching: Ja, ich war da schon sehr ehrgeizig, aber ich muss sagen, ich habe in der Vorbereitung zu viel Wert auf Fahrradfahren gelegt, was einfach, sag ich mal, natürlich ist. Und bin dann doch zu wenig Umfänge gelaufen, zu wenig lange Umfängen. Und dann am Ende hinten raus, der Motor war da, aber das Fahrwerk hat nicht gepasst, also die Beine haben nicht mitgemacht, die Schrittlänge wurde immer kürzer, man wurde immer steifer in den Abwicklungen. Ja, also das hat dann hinten raus tatsächlich... Dann irgendwie nicht gepasst. Und die letzten Kilometer waren dann eher im Survival-Modus, als irgendwie noch im Attacken-Modus. Und dann war ich dann immer jeweils froh, doch ins Ziel gekommen zu sein, mit der doch, finde ich, sehr guten Zeit. Ich wollte immer noch mal unter 3 Stunden laufen, momentan mit den 3 kleinen Kindern, die sind jetzt, die Zählinge sind knapp über 3, dann habe ich noch einen Jungen, der ist anderthalb, ist jetzt ein bisschen wenig Zeit leider für das Training.
Urs Weber: Den Aspekt, den ich bei dir so interessant finde, du hast es eben schon gesagt, du bist eigentlich vom Radfahren gekommen, du bist mal sehr ambitioniert Rad gefahren und vielleicht machen wir den kleinen Schlenker mal zur Erklärung, denn das finde ich das Interessante. Es gibt ja, da haben wir eben auch darüber gesprochen, es gibt relativ wenig Rennradfahrer oder gerade aus dem ambitionierten oder Profibereich, die dann den Umstieg gemacht haben vom Rennrads aufs Laufen, also Radfahrer gelten immer so. Klassischerweise sind es diejenigen, die nicht gerne laufen, so ähnlich wie Schwimmer auch. Du hast das geschafft, aber vielleicht Helge, erzähl uns mal ein bisschen von deiner rennradfahrerischen Vergangenheit. Wie bist du zum Rennradfahren?
Helge Mensching: Wann bist du zum Rennradfahren gekommen? Wann war das? Ich bin im Alter von 13 Jahren zum ambitionierten Radsport gekommen. Ich habe mich damals dem Radsportun Blau-Gelb-Langen-Hagen angeschlossen und hatte vorher Fußball und Tennis gespielt. Durch das Radfahren bin ich relativ schnell erfolgreich geworden, habe mich dann relativ schnell für den Landeskader hier in Niedersachsen qualifiziert. Der damalige Trainer hatte dann zu mir gesagt, Mensch, das mit dem Fußball, das verträgt sich nicht so mit dem Radfahren. Konzentriere dich mal lieber aus Fahrradfahren, da bist du richtig gut drin. Das habe ich dann gemacht, bin aber dem Fußball immer irgendwie treu geblieben, auch aktiv in der Winterzeit, mit Freunden gespielt. Naja, und so habe ich die verschiedenen Nachwuchsklassen durchlaufen und Wintertraining gehörte immer auch Laufen dazu. Wir sind da viel gelaufen, auch hier am Maschsee, beim Kader-Training oder auch in Langenhagen beim Vereinstraining. Was ich aber gemerkt habe, ist, im zunehmenden Frühling, wo auch die Radintensitäten und Umfänge dann gesteigert wurden, dass ich dann ja, es hat sich gebissen mit dem Laufen. Ich hatte dann irgendwie ein bisschen Warnenschmerzen und das war aber auch ganz natürlich irgendwo, weil komischerweise immer vom Fahrradfahren, je mehr Fahrrad ich gefahren bin, desto weniger bin ich gelaufen, desto mehr Wehen gab es dann.
Urs Weber: Aber war das eher dein eigener Antrieb oder hattet ihr einen Trainer, der für euch das Lauftraining ganz bewusst mit ins Radtraining eingebaut hat?
Helge Mensching: Das war immer am Anfang hier beim Kader-Training in Hannover, wo wir jetzt gerade sind, immer eine Runde am Maschsee. Und wie das meistens so ist, wenn so junge, motivierte Radsportler aufeinandertreffen, das artet dann meistens immer außer den kleinen Wettkampf. Wir sind dann mit zunehmender Rundenlänge immer schneller geworden und haben am Ende uns dann richtig gebettelt, wer hier als Erster wieder ankommt. Es hatte auch immer so ein Wettkampf-Element und das war auch ein Stück weit auch sicherlich gewollt vom Trainer und ich habe mich natürlich auch gefreut, weil ich grundsätzlich ein kompetitiver Mensch bin und sobald es eben um eine Zeitnahme geht oder ich eine Nummer auf dem Rücken habe, dann wird das Visier runtergeklappt und dann geht es los. Und von daher Ja, weil Laufen hat mich immer begleitet. Im Sommer eher weniger, wie gesagt, weil ich dann viel Fahrrad gefahren bin und dann auch wegen der Regulationszeiten war es natürlich auch immer sehr wichtig, die einzuhalten. Teilweise dann über 2000, 2500 Kilometer im Monat gefahren. Mit dann den entsprechenden Intensitäten. Das kann sich dann irgendwann nicht mehr vertragen mit dem Laufen.
Urs Weber: Mit welchen Wettkämpfen fing das dann an beim Radfahren bei dir? Was bist du für Strecken, welche Terrain gefahren?
Helge Mensching: Also ich bin ab angefangen in der U15-Kategorie. Da sind die Rennen meistens so um die, weiß ich es gar nicht mehr so genau, so 30, 40 Kilometer. Oftmals sonntag morgens im Industriegebiet irgendwie rund um die Lagerhalle oder rund um den Kirchturm. Und dann gibt es dann auch Sichtungsrennen oder größere Rennen. Das sind dann schon Straßenrennen, ähnliche Rennen mit größerer Rundenlänge, wo dann die Runde vielleicht 5 bis 10 Kilometer hat, die man dann 2, 3, 4 mal fährt in dem Alter. Ja und dann später wurden die Rennen dann länger, so dass man dann auch 120, 140 Kilometer Rennen gefahren ist. Was war so deine Spezialdisziplin oder deine Lieblings Strecke beim Radfahren? Also ich würde mich als Allrounder, als sprintenden Allroundern bezeichnen. Ich bin sehr gerne Kriterien gefahren. Das sind Rennen, die nicht auf Endspurt gefahren werden, sondern dann in einer bestimmten Runde gibts dann 5, 3, 2 und 1 Punkt und die letzte Wertung zählt dann doppelt und wer am Ende die meisten Runden bzw. Die meisten Punkte gewonnen hat, der hat dann gewonnen. Das war eine Spezialdisziplin von mir und Flache bis wellige Einzelzeitfahren. Das war auch noch mir auch immer sehr viel Freude bereitet, weil ich würde mal sagen, dass mein Körper meine Leistungsfähigkeit relativ gut einschätzen kann. Ich bin immer sehr viel nach Puls gefahren, auch damals schon und später dann auch nach Watt und wenn man das so ein bisschen raus hat, was man über eine bestimmte Zeit fahren kann, dann ist es relativ einfach. Dann ist einfach Kopf runter, auf den Tacho gucken. Die Wattzahl, die man sich vorgenommen hat, wo man auch weiß, dass man die durchtreten kann, einfach durchtreppen und dann wird am Ende hoffentlich was Gutes bei rauskommen.
Urs Weber: Das geht beim Radfahren sehr gut. Beim Laufen probiert man das immer wieder mal. Es gibt ja mittlerweile auch Wattzähler fürs Laufen, aber da ist es noch lange nicht so ausgefuchst.
Helge Mensching: Beim Laufen bin ich immer nach Pace gelaufen. Also Pace und Puls. Das war für mich immer, oder ist nach wie vor für mich wichtig, weil wenn man viel danach trainiert, dann weiß man auch, welchen Puls habe ich bei welcher Pace. Wenn man in diesen Bereichen auch trainiert dann hat man auch das Selbstvertrauen, das auch entsprechend über die Renndistanz durchzuhalten. Das ist auf einer Seite gut, weil man sich dann irgendwo einen Fahrplan für einen Rennen zurechtlegen kann. Auf der anderen Seite beim Marathon Langdistanzathleten werden mir da recht geben, das ist noch mal ein anderes Rennen. Da spielt eben auch nochmal Verpflegung eine gewisse Rolle. Dann aber auch die allgemeine Ermüdung. Dementsprechend der Puls geht dann runter, die Pace geht runter und das Verhältnis, was man sich ursprünglich mal ausgedacht hatte aus Puls und Pace passt dann nicht mehr. Also das kann dann auch demotivieren relativ schnell, gerade wenn der Pulse nicht nach oben geht, aber irgendwie die gefühlte Anstrengung am Anschlag ist. Aber dennoch, also ich bin ein Verfechter von eben Training nach Puls und Pace und das Auch entsprechend dann im Rennen so umzusetzen.
Urs Weber: Lass mich nochmal einhaken bei dem biografischen Teil. Wie ging dann deine Radkarriere sozusagen weiter? Was hast du für Rennen gefahren? Wie hat sich das weiterentwickelt?
Helge Mensching: Ja, ich bin dann in ganz Deutschland und aber auch international Rennen gefahren, mit dem Landeskader Niedersachsen, aber auch mit meinem Heimatverein, RC Bloge Blangenhagen. Hatte mir dann vorgenommen, es vielleicht auch in die Nationalmannschaft zu schaffen. Hatte mich dann aber leider im Sport-Leistungskurs, als ich in der U19-Kategorie war, verletzt, sodass das in weite Ferne gerückt ist. Dann zu der damaligen Zeit dann auch dieses Thema Doping im Radsport aufgebrochen ist. War das die Zeiten mit Jan Ulrich, Telekom, dann später auch Lance Armstrong dazu? Ja, ich hab 2006 Abitur gemacht. Das war genau das Jahr, wo das dann aufgebroken ist mit Jan Ullrich. Und das ist auch der Übergang in die Männerklasse im Radesport bei mir gewesen. War das für dich dann auch eine Rolle gespielt damals? Ja, das war schon eine riesen Enttäuschung, muss man sagen. Ich hab mit 13 angefangen, das waren 99. Das war schon eine riesen Enttäuschung, muss man sagen. Ich hab mit 13 angefangen, das waren 99. Die Hochphase des deutschen Radsports. 1997 hat Ullrich die Tour gewonnen. 1998 gegen Pantani, bitter verloren. Dann Armstrong. 1999, nach dem Hodenkrebs, den er überstanden hatte, das erste Mal die Tour. Ich bin Kind des Booms gewesen, so wie viele andere. Und der ist natürlich dann zusammengebrochen. Die Hochzeit der Faszination für das Rennradfahren, ne? Richtig, genau. Das hat aber auch echte Spuren hinterlassen, muss man leider sagen. Es gab ja auch eine große Medienschelte. Sponsoren haben sich zurückgezogen. Aber auch viele Rennen sind weggebrochene. Es gab gar nicht mehr so viele Renn in der Folge. Bis heute sind es viel weniger Rennen als damals zu dieser Zeit. Die Wegstrecken wurden auch länger, um überhaupt zum Rennen zu kommen. Ja, und in der Übergangsphase jetzt als ambitionierter Nachwuchssportler in den Männerbereich, es gab einfach auch nicht mehr viele Teams. Es gab keinen Platz mehr für aufstrebende Talente. Na ja, und ich hab mir dann schon die Perspektive natürlich irgendwo vor Augen gehalten und die Frage gestellt, was willst du eigentlich jetzt machen? Willst du jetzt hier noch ein bisschen rumprobieren? Es gibt auch bessere Radfahrer als mich. Und wer weiß, ob das überhaupt klappt, da jetzt langfristig von leben zu können. Und das in dieser unsicheren Phase. Also bin ich ins Studium gegangen nach Wien und hab in Wien studiert und hab da als Amateur quasi von Null wieder angefangen. Also ich hab auch eine Zeit lang gar nicht trainiert. Und da gibt es so eine schöne Anekdote. Ich bin dann beim ersten Rennen, es war ein Querfeldeinrennen, bin ich irgendwie 75 geworden. Also hinter Ferner liefen. In Wien war das, genau. Und nach dreieinhalb Jahren Studium in Wien, das war das letzte Rennen, das ich noch gefahren bin in Österreich, um dann ins Masterstudium zu wechseln, was ich woanders gemacht hab, hab ich das Rennen gewonnen. Also gutes Training. Das war natürlich ein Highlight für mich. Wow. Und eine tolle Zeit, weil ich ohne Teamverpflichtung, ich bin einfach nur für mich gefahren und mit Freunden in ganz Österreich unterwegs gewesen, in Tschechien, in Ungarn. Und ... Auch ein paar Erfolge gefeiert. Das macht natürlich ja besonders viel Spaß. Aber jetzt nicht mehr die Ambition gehabt, da jetzt irgendwie von leben zu müssen.
Urs Weber: Wie ging's dann weiter? Und vor allen Dingen jetzt will ich mal zu einem spannenden Teil kommen für uns auch. Wie gelang dir oder wie hast du den Umstieg gestaltet dann zum Laufen? Auch wie bist du zum Laufengekommen?
Helge Mensching: Ja, das ist eine gute Frage. Also ich hab dann, bin im Radsport ja immer noch treu. Und was liegt dann nahe? Man probiert sich dann so ein bisschen im Triathlon aus. Und ich hab einen Bekannten gehabt, der hat mir erzählt, das war 2004, ich mach jetzt den Ironman in der Schweiz. Und das war für mich irgendwie Ironman. Klar, ich bin ja Radsporter und ich weiß, was das bedeutet, viel zu trainieren. Aber Ironman war für mir irgendwie noch mal, das machen ja nur die Verrückten quasi, der macht das jetzt. Das hat mich sehr beeindruckt. Und da hab ich gedacht, Mensch, aber eigentlich, das Ganze auch mal probieren. Da hab ich einen Ironman 70.3 auf Grügen gemacht. Und das hat mir gut gefallen. Und im selben Jahr hab ich mich dann einfach mal angemeldet und versucht, einen Platz zu bekommen in Rot. Und komischerweise, ich hab gleich einen Platz bekommen, irgendwie in dieser Verlosung. Volltreffer. Ja, richtig. Und naja, gut, da hatte ich nun diesen Platz und ich musste ja jetzt nun an den Start gehen. Na ja, dann hab ich mir richtig gut vorbereitet auf Rot. Allerdings auch da wieder den Schwerpunkt zu sehr aufs Fahrradfahren gelegt, weil es mir einfach auch am meisten Spaß gemacht hat. Komisch. Viel zu wenig geschwommen und ein bisschen mehr gelaufen, das immerhin schon. Na ja, und eine langen Distanz ist einfach auch nochmal echt ein anderer Schnack. Das muss man echt sagen. Weil ich sag mal, als fitter Athlet, ein 70.3er, den kannst du auch noch mit einem langen Spaziergang irgendwie beenden und finishen. Mhm. Aber wenn der Mann mit einem Hammer kommt bei einer langen Distanz, dann ist der Spaziergang am Ende dann doch vielleicht einen Ticken zu lang, wenn ich das noch machen muss. Und bei mir war es dann so, ich bin... Ich schau dir mal raus, es war ein langer Spaziersgang zum Schluss. Es war sehr lang, ja. Also ich hatte mir irgendwie vorgenommen, unter zehn Stunden das zu finishen irgendwie. Am bestenfalls irgendwie 39. Aber davon war ich weit weg. Also ich hab dann irgendwie mit 11 Stunden 19 gefinished.
Urs Weber: Nach dem Radfahren, vermute ich mal, wäre die Zeit noch drin gewesen.
Helge Mensching: Da wäre die durchaus drin gewesen. Ich bin einen super Schnitt gefahren. Das war mega gut. Hat auch richtig Bock gemacht. Was bist denn da gefahren? Ich bin da neugierig. Was weißt du denn noch? Ich möchte jetzt noch mal nachgucken, ehrlich gesagt. Weil die Zeit war irgendwie auch 36, 37 Schnitt oder irgendwas. Also es war schon okay da. Für die Verhältnisse da war das gut. Und der Marathon war dann irgendwie über vier Stunden, war sehr lang. Nach zehn Kilometer war dann... Ich hatte meine Ambition immer runtergeschraubt. Von 39 auf 10. Na gut, dann machen wir 10.30. Das sehe ich an meiner Uhr hier, dass das jetzt eng wird. Und naja, am Ende hab ich dann gesagt, okay, jetzt ist gar keine Zeit mehr. Jetzt sind nur noch Survival-Modos angesagt. Dann werden die Strecken auch so lang. Gerade in Rot an der Lände, wenn man im Kanal ist, das ist ewig lang. Und der Magen hat dann auch nicht mitgemacht. Stichwort wieder Ernährungsstrategie. Das ist ja auch eben das Thema, was ich dann später auch beim Trailrunning hatte, bei den Ultras. Die Ernährungsstrategie ist ungemein wichtig, weil der Körper nimmt es einfach nicht mehr auf. Und ich erinnere mich an eben die Challenge in Rot. Da war irgendwo, ja, private Leute hatten da... Am Gartenzaun hatten sie Rinderbrühe verteilt. Und ich habe mir da so eine Rinder-Brühe dann genommen. Und danach muss ich sagen, ging es auch wieder richtig gut. Weil die ganzen Energieriegeln und was da verteilt wird, ich konnte es einfach auch nicht mehr ausnehmen. Also es hatte keinen Effekt mehr. Diese Salzige...
Urs Weber: Es tut immer gut. Wurde dann besser aufgenommen vom Magen. Aber hattest du da nicht Erfahrungswerte vom Radfahren? Oder waren die Strecken beim Radfahren bei dir vorher nicht so lang, dass du dich so verpflegen musstest?
Helge Mensching: Genau, also das ist ein anderes Rennen, das muss man sagen. Auch Marathonrennen oder gerade eben, wie gesagt, die Ironman-Distance. Beim Radfahren, die meisten Rennen sind irgendwo in der Männerklasse so zwischen 60 und 80 Kilometer. Auch rund um die Lagerhalle in irgendeinem Industriegebiet. In seltenen Fällen gibt es ja leider nur so wenige Rennen. Die dann länger sind und Straßen ähnlichen Charakter haben. Die sind dann vielleicht 120, 140 Kilometer... Aber die fährst du ja mit einem 40er-Schnitt im Minimalfall. Also in der Regel sind die Rennen ja schon nur mit einem 45er- Schnitt. Und dann bist du da in 2,5, 3 Stunden durch. Und dann kommst du natürlich mit Energieregeln hin. Egal welches Fabrikat das ist, in Anführungszeichen. Und bei Langdistanzen musst du schon vorher im Prinzip dich auf Powerbar festlegen oder ein anderes Produkt testen, dass der Magen das verträgt. Und von daher war ich das auch nicht gewohnt. Also das war für mich wirklich da auch eine Erfahrung.
Urs Weber: Welche Trail-Läufe? Du hast es eben im Nebensatz erwähnt. Du bist dann verschiedene Trail-läufe gelaufen. Was waren so die Highlights dafür? Richtig.
Helge Mensching: Richtig, genau. Also beim Triathlon habe ich von der Volksdistanz bis zum Ironman dann alles einmal durchgemacht. Manche Sachen auch dann doppelt. Und auch versucht immer auf Ergebnis irgendwie was zu reißen. Und habe dann aber festgestellt, Mensch... Auch in Hannover hier mal? In Hannover mal. Hannover Triathlon der Maschee. Tolle, bekannte, große Veranstaltung. Ja, super Veranstaltungen. Super organisiert, ganz tolle Veransthaltungen. Also das ist wirklich richtig toll. Und ja, da gibt es natürlich noch viele andere Veranstaltungen. Wie jetzt in Scheinhuder Meer. Triathlon, der jetzt neu ist, den würde ich gerne auch noch mal daran teilnehmen. Aber im Triathlon das Niveau wurde in den letzten Jahren immer besser. Vorher war es ja so, dass irgendwo Radfahrer sind in den Triathlon gekommen und haben da alles im Boden gefahren gefühlt. Oder auch Schimmer waren dann auf einmal sehr gut. Und jetzt der Triathlet heutzutage ist... Er ist sehr, sehr kompakt. Er ist in allen drei Disziplinen sehr, very gut. Das Niveau im Allgemeinen ist in meinen Augen auch deutlich besser geworden. Und ich habe einfach die Trainingsjahre im Schwimmen fehlen mir. Da habe ich dann auch gemerkt, wenn du ganz vorne rein willst, neben meinem Studium und beruflichen Ambitionen, das steht ja eh über Anlaufen. Und dann habe ich auch aus Zeitgründen, dann bin ich mehr gelaufen, auch diverse Volksläufe gemacht. Und dann eben mit meinem Bruder auch den Trans-Alpine-Run zweimal gemacht. Wer hatte die Idee? Ich weiß es gar nicht mehr von uns beiden, ich glaube von meinem Bruder, weil wir beide lieben einfach die Berge. Wir sind seit Kindheit an immer vielen Bergen gewesen, auch mehrmals im Jahr, meistens im Winter zum Skifahren oder Skiberg steigen. Und ich habe damals in Österreich, wie gesagt, gelebt. Dann mein Masterstudium und meine Promotion habe ich in Lichtenstein gemacht. Also ich hatte die Bergen vor der Haustür. Ja, ich bin dann zum Trailrunning gekommen und dann haben wir das gemacht und auch da wieder was mitgenommen, viel zu viel flach trainiert. Die erste Etappe war eigentlich eine reine Katastrophe, zumindest der Abend, weil nach der Dusche kam ich dann die Treppe nicht mehr runter. Ich hatte einen Muskelkater vor dem Herrn. Das muss man fairerweise sagen, in Hannover kann man auch Schwerberge trainieren, oder? Das stimmt, ja. Beim zweiten Mal habe ich ja schon Hannover gelebt, da bin ich dann den Müllberg in Langenhagen rauf und runter gelaufen. Der hat dann irgendwie eine Höhendifferenz von, ich weiß nicht, 60 Höhenmeter. Aber den bin ich öfter rauf und runter gelaufen, weil die das Berg ablaufen. Also hoch macht einen müde, runter macht einen tot. Und das Runterlaufen ist brutal. Wenn du das nicht gewohnt bist und ich habe mich dann die sechs Etappen, waren ja dann noch, von sieben. Dann dadurch diesen Trans-Alpine-Runter durchgeschleppt. Komischerweise hat es dann immer irgendwie geklappt, wenn der Körper einmal warm war. Und dann kamst du irgendwie wieder rein, aber ich hatte einen Muskelkater und eine Ermüdung dann in dem ganzen Körper, dass ich dann nachher, meine Frau hat mich nicht wiedererkannt. Wir haben dann nach dem Urlaub in Meran gemacht. Ich habe den ganzen Urlaub verschlafen. Also ich habe wirklich so viel geschafft. Völlig erschöpft. Völlig verschöpfte eine Grenzerfahrung. Aber eine tolle Veranstaltung. Ich kann das jedem empfehlen, der die Natur und das Laufen liebt, da mal an so einem ... An so einem Berglauf dann teilzunehmen. Das muss ja nicht die ganzen sieben Tage sein. Aber es gibt ja dann auch die Zwei-Tages-Variante. Also wirklich kann ich jedem empfehlen. Und es macht schon Spaß, ja. Hast du noch andere Bergläufe dann mal gemacht? Oder so Trailläufe? Nee, tatsächlich das nicht. Außer mal im Training hier im Harz oder im Deister. Aber jetzt wettkampfmäßig nicht. Was ich in den Bergen noch mal gemacht habe, wo ich gerade Winter gesagt hatte. Drei Mal am Ingadiner Schienmarathon teilgenommen.
Speaker 6: Ah.
Helge Mensching: Also auf Langlaufschieren auch eine tolle Erfahrung.
Urs Weber: In den Skifahrerkreisen so berühmter und, glaube ich, wichtiger als die Olympischen Spiele. Und wenn man Skifahraffinität hat, dann muss man da mal teilgenommen haben.
Helge Mensching: Ja, also es gibt ja dann, man kann ja klassisch Langlaufen oder die Skating-Variante. Ich habe die Skate-Variente gemacht und auch wirklich eine tolle Veranstaltung. Meistens super kalt morgens mit viel Wind. Aber da sieht man schon, also die Berge, das ist schon immer toll. Man kann da einfach wunderbar auch so Sport verbringen. Mich hat es dann ja später dann wieder nach Hannover zurückgebracht. Was ich auf keinen Fall bereue. Ich liebe Hannover, hier kann man auch wunderbar Sport machen. Du hast gerade gesehen, am Maschi. Tolle Lebensqualität. Das Einzige, was mir ein bisschen fehlt, sind die Berge.
Urs Weber: Die Berge fehlen hier natürlich. Aber trotzdem, du hast ein tolles Laufgebiet hier. Du wohnst in Sanhagen. Klar, man läuft da flach. Aber wie ist heute so dein Laufalltag? Wie integrierst du das Laufen in deinen Lebensalltag.
Helge Mensching: Ja, es gibt da gar keine feste Struktur. Ich versuche einfach, die Zeiten, die sich ergeben, jetzt aus dem Beruf heraus, aber auch eben aus den familiären Ansprüchen, die da einfach tagtäglich sind, mir irgendwie die Zeit zu nehmen. Meistens ist es in den Randzeiten, wenn die Kinder schon schlafen. Morgens kommen die Kinder so früh, dass mir das dann ehrlich gesagt zu früh ist, da schon zu laufen. Aber wenn es dann mal klappt vom Terminkalender. Wenn ich die Kinder in den Kindergarten gebracht habe, meine Frau zusammen, dann gehe ich mal nochmal eine Runde laufen oder so. Aber das ist auch sehr, wie gesagt, sehr unregelmäßig. Da gibt es gar keine richtige Handhabung aktuell.
Urs Weber: Ich habe vorhin das so ein bisschen witzig gesagt, dass beim Lauftraining sagt man ja auch, man bildet zunächst immer erst mal das Fundament. Das Grundlagentraining ist eigentlich wie beim Hausbau. Das Symbol kommt tatsächlich aus dem Hausbau und damit kennst du dich auf beruflicher Ebene aus. Würdest du sagen, du kennst das Prinzip sicherlich vom Rennradfahren genauso, oder? Ist das da ähnlich wie bei der Trainingsgestaltung?
Helge Mensching: Ja, klar. Man muss eine gewisse Grundfitness haben, gerade beim Laufen. Wer jetzt total unsportlich nicht trainiert ist, der fängt ja eher an mit kurzen Laufabschnitten, macht dann Gehpausen, macht dann wieder einen Laufabschnitt. Du brauchst gerade beim laufen eine gewissen Grundfittnis, deinen Körper in Bewegung zu setzen. Beim Fahrradfahren hingegen setzt du dich drauf und fährst mal los. Wenn du nicht kannst, dann lässt du ein bisschen ausrollen. Aber du bist in Bewegung. Die Schwelle von gehen zu laufen ist beim Radfahren viel fließender. Ich habe gerade auch über den Ironman erzählt. Jeder, der irgendwo einen Marathon oder eine Halbdistanz oder was auch immer gelaufen ist und dann Gehpausen machen muss, der weiß, wie anstrengend das ist, wieder ins Laufen zu kommen. Deswegen braucht man beim Laufen eine gewisse Grundfitness, die man sich erarbeitet. Über Distanz, über Regelmäßigkeit und über Struktur. Das ist das Fundament für den Erfolg. Es heißt ja auch, nur wer langsam laufen kann, kann schnell laufen. Deswegen ist das langsame Laufen über eine größere Distanz sicherlich auch der Schlüssel für spätere Erfolge.
Urs Weber: Hast du denn jetzt mal für das andere Fach gesprochen? Weil ich sagte ja eingangs, es ist eher eine Ausnahme, dass rennradfahrer oder passionierte Radfahrer zum Laufen kommen. Du hast geschildert, wie bei dir der Weg ging, wie du das gut geschafft hast. Woran siehst du die Schwierigkeit beim Einstieg ins Laufen? Und was hast du für Tipps oder was hast für Erfahrungen, auch aufgrund deiner Rennradfahr-Erfahrung? Die es einem einfacher machen, den Lauf-Einstieg zu schaffen.
Helge Mensching: Jemand der viel Fahrrad gefahren ist, der hat ja eine ganz andere Muskulatur. Ich würde fast sagen, von der Anatomie her schon. Beim Laufen hast du natürlich, du musst dein Körpergewicht tragen. Du hast hier Schütterungen. Du wirst dann damit einhergehen, die ganzen Belastungen auf Gelenke, auf Sehen usw. Das hast du beim Radfahren in der Art nicht. Das war auch das, was ich eingangs geschildert hatte. Je mehr Fahrrad ich damals als junger Mensch gefahren bin, desto mehr hatte ich irgendwie Wehwehchen. Bei mir war es immer die Bahn. Weil es hat sich bei mir komischerweise immer irgendwie so ein Stück weit gebissen. Und jemand, der jetzt nur Fahrrad gefahren ist, der berichtet mir eigentlich auch immer von denselben Themen. Aber das wächst sich ein Stückweit raus, weil in der Regel der Radsportler hat den Motor, hat die Power, in Anführungszeichen, aber die Karosse macht noch nicht mit. Das Fahrwerk muss trainiert werden sozusagen. Genau, das Fahrwerk müssen trainiert und passen. Und bei uns, bei unserem Radsportklub. Wir laufen ja immer noch jeden Dienstag 10 Kilometer vor unserem Zirkeltraining, was wir machen. Wir machen immer wahlweise Zirkeltraining oder Tabata-Training. Okay. Und da laufen wir 10 Kilometern. Und viele von denen sind jetzt auch Ärzte mittlerweile oder auch irgendwo in der freien Wirtschaft tätig. Also haben auch nicht mehr die Zeit, Rennen zu fahren. Ergo trainieren weniger, laufen aber jetzt mehr, weil eben die Zeitersparnis eine Rolle spielt. Man kann ja schon in einer halben Stunde Lauftraining sehr viel erreichen. Das ist beim Radfahren ja dann immer etwas schwieriger. Und die berichtet mir auch davon, dass sie eben immer irgendwelche Wehwehchen hatten, die jetzt so nach einem Jahr der Anpassung weg sind. Und also von daher, man muss sich einfach aufraffen und laufen. Also das ist am Ende so, klar darf man sich nicht irgendwie schädigen, aber man muss einen inneren Schweinehund überwinden und man muss einfach dabei bleiben. Regelmäßigkeit ist da der Schlüssel, dass man immer am Ball bleibt.
Urs Weber: Helge, du hast jetzt eben im Nebensatz schon so diesen Zeitaspekt auch mit angesprochen, der fürs Laufen auch spricht, weil das Laufen lässt sich also mit geringerem Zeitaufwand praktizieren, als zum Beispiel das Rennradfahren auf jeden Fall. Du bist seit 2017 in der Geschäftsführung von der Heinz-Van Heiden GmbH Massivhäuser. Da kann man sich vorstellen, das ist ein Job, das auch kein halbtages Job, sondern der erfordert vollen Einsatz und ist ein Fulltime-Job. Im Jahr 2020, habe ich gelesen, wurdest du vom Wirtschaftsverband sogar zum ... Zum jungen Unternehmer des Jahres gewählt. 2017, als du Geschäftsführer wurdest, wie alt warst du da eigentlich? Da war ich 31. Krass, wie schnell, wie kam das, dass du so früh, so erfolgreich oder so in die Geschäftsfuhrposten kamst? Von Heinz-Van Heiden muss man auch mal sagen, ist klar in der Baubranche eine Größe. Ich weiß nicht, ich habe wirklich beeindruckende Zahlen gelesen, es sind über 200 Mitarbeiter bei der Heinz Van Heiden GmbH.
Helge Mensching: Wir sind sogar über 300 Mitarbeiter. Grundsätzlich muss man vielleicht ein bisschen ausholen, das ist unser Familienunternehmen. Meine Eltern, die haben in den 80er Jahren den Heinz-Van Heiden Junior kennengelernt. Das Unternehmen hat damals in der Region Hannover, aber auch Ostwestfalen-Lippe in dem Raum Einfamilienhäuser gebaut. Der Vater von dem Heinz Van Heiden Jr. Hieß auch Heinz, hat das Unternehmen 1931 gegründet. Und mein Vater hatte die Vision. ...Bezahlbaren Wohnraum- und Einfamilienhaussegment zu platzieren. Und hat da sogenannte Typenhäuser entwickelt, die klar auf Kosteneinsparung setzen, einfach durch Skalenvorteile, vorgedachte Statiken, typisiertes Bauen, also all das, was heute auch in aller Munde ist. Und der Heinz Van Heiden hat die Häuser dann mit ihm zusammengebaut. Das Unternehmen Heinz Van Heiden war damals am Markt ja schon einige Jahre aktiv. Auch ein bisschen bekannt. Und so war der Brand nach außen Heinz Van Heiden. Aber im Hintergrund war immer die Menching Generalplanung, das Architekturbüro, der Ideengeber und das Herzstück. Ja, und so ergab sich, dass dann der Heinz van Heiden Jr. Irgendwann in Rente gegangen ist. Das Ganze irgendwo zusammengeflossen ist bei der Familie Menching, bei meiner Familie. Und meine Eltern, die Geschäftsführung gemacht haben, bis zum Jahr 2006, ihr dann einen Geschäftsfuhrer übernommen hatte, der dann bis zum Jahr 2017 Geschäftsführer bei uns war. Und da bin ich dann damals ein Stück weit ... Du warst als Wirtschaftswissenschaftler fertig mit dem Studium? Genau, fertig war ich mit dem Master 2012. 2016 war ich dann mit der Promotion fertig, hatte die nebenberuflich gemacht. Da habe ich dann schon in unserer Schweizer Tochterfirma gearbeitet zu dem damaligen Zeitpunkt. Und habe dann die Geschäftsführung übernommen. Und das ist jetzt auch schon acht Jahre her. Wir haben ja im Vorgespräch darüber gesprochen. Es war mir gar nicht so bewusst, dass es jetzt so acht Jahre schon wieder her ist. So schnell vergehen acht Jahre.
Urs Weber: Wie war das damals? Hattest du da so, ich sage einfach mal, ganz banal Muffensausen? Oder war das ein großer, es waren ja sicherlich große Paar Schuhe, die du dir da anziehen musstest, ne? Ja, auf jeden Fall. Du sagtest, es ist über 300 Mitarbeiter. Ich weiß nicht, der Umsatz auch bei 250 Millionen habe ich ...
Helge Mensching: Genau, es schwankt natürlich immer so ein bisschen von dem, was wir fertigstellen. Also man kann sagen, wir bauen im Jahr immer zwischen 1300, 1700 Häuser pro Jahr in ganz Deutschland. Unser absolutes Kerngeschäft ist das Einfamilienhausgeschäft. Wir haben auch eine kleine Projektentwicklung, wo wir mehrgeschossigen Wohnungsbau realisieren. Aber auch Einfaminienhäuser, Doppelhäuse auf eigenem Grundstück als Paket veräußern. Aber unser Kerngescht ist tatsächlich das Ein-Familiehausgeschäfte. Und das Geschäft, wo der Kunde bereits ein Grundstück hat, sich bei verschiedenen Unternehmen beraten lässt. Unter anderem hoffentlich auch bei uns und dann hoffentlich bei uns den Hausbauvertrag unterschreiben.
Urs Weber: Gib uns da mal so ein bisschen Einblick, weil das ist ja tatsächlich wirklich ein klassisches, typisches deutsches mittelständisches Beispiel für so eine deutsche Familienunternehmen und auch so eine Erfolgsgeschichte. Was ist so der Durchschnittspreis für so ein Haus?
Helge Mensching: Also Durchschnittspreis, schlüsselfertig, bei uns lag im letzten Jahr bei 293.000 Euro. Was ist das für ein Haus? Wie sieht das aus? Das Haus ist in der Regel ein anderthalbgeschossiges Haus mit Satteldach. Hat ungefähr, Quadratmeter müsste ich jetzt nachgucken, aber um die 140 Quadratmetern Wohnfläche. So dass man sagen kann, der Quadratmeterpreis... Von Flensburg bis Garmisch im übertragenen Sinne geschwankt natürlich, aber irgendwo zwischen 1800 und 2200 Euro im Durchschnitt pro Quadratmeter Wohnfläche kann man ungefähr rechnen. Wie gesagt, das Haus ist schlüsselfertig mit einer Wärmepumpe. Wir haben sehr, sehr früh auf Wärmpumpen gesetzt. Nachhaltigkeit spielt da eine große Rolle und sind eigentlich der letzte verbliebene Massivhausanbieter, der klassisch Stein auf Stein baut. Also wir haben auch keine Fabriken oder irgendwie... Etwas, wo was vorgefertigt wird in dem Sinne. In unserem Segment sind wir derjenige, der letzte verbliebene, der das Geschäft bundesweit betreibt, kann man sagen. Und die Fertighausbranche, die mehrheitlich im Süden von Deutschland sitzt, die ist national noch sehr tätig, auch international sehr weit verbreitet tätig. Aber die produzieren in ihren Fabriken entsprechend dann die Wandelemente, Deckenelemente etc. Auch vor. Ich habe jetzt eine Frage.
Urs Weber: Wie viele Rennräder besitzt du? Oh, das ist eine gute Frage. Es sind aktuell fünf. Ah, nur fünf. Ja, das hätte ich mir gedacht. Und bei dir fällen jetzt die Zahl der Laufpaar-Laufschuhe nicht so sehr ins Gewicht. Aber wahrscheinlich so jetzt, wenn du drei Kinder hast, deine Frau ist auch sportlich, da kommen wahrscheinlich im Haushalt auch locker 100 Paar Schuhe zusammen, schätze ich mal so. 100? Nee, ganz auf jeden Fall nicht. Ich frage nämlich einen ganz besonderen Hintergrund. Wo bringst du deine fünf Rennräder unter? Also, pass auf, ich habe folgendes Problem. Ich bin ja jetzt Läufer und laufe auch schon seit vielen Jahren und ich habe ein paar mehr Laufschuhe. Und in allen Häusern, die ich kenne, von Freunden, von Kumpels, ganz schlimm ist es, wenn man in einer Stadt wohnt oder ich erinnere mich noch an meine früheren Stadtwohnungen, das Problem war immer, wo bringt man die Laufschuhe unter? Könnt ihr nicht mal so ein Haus entwickeln, so irgendwie, wo man so einen Radkeller oder nicht einen Rad-Keller, sondern so einen Unterbringungsraum hat? Habt ihr da eine Lösung?
Helge Mensching: Ja, gute Frage. Ich meine, mit 100 Laufschuhen, da bist du ja schon fast ein Fachgeschäft. Na ja, ich sag immer, die Zahl, die man braucht, ist n plus eins, ne? Richtig, genau, ja. Ja, meistens ist es ja so, ein Laufschuhe bringt ja Feuchtigkeit mit. Einmal durch den Schweiß, aber auch durch die Wetterbedingungen da draußen. Und wenn du die dann natürlich gleich in den Schrank reinpackst, ist immer das Problem, dass natürlich dann Feuchtigkeit zirkuliert nicht, Schimmel und das ist immer schwierig. Also ich hab's bei mir so gemacht, wir haben bei uns im Hausanschussraum, da wo die Wärmepumpe ist, einen Schrank fertigen lassen, einen Einbauschrank, da sind die Schuhe drin. Wenn ich vom Training komme, ich lasse sie erstmal draußen stehen oder erstmal trocken stehen, damit sie so ein bisschen trockener werden. Und ich hab dann in die Schublade, wo die ganzen Schuhen stehen, diese kleinen Granulat-Päckchen da reingepackt. Die irgendwo mit Elektro-Artikeln mitgeliefert werden oder Klamotten und so weiter. Damit dann auch nochmal die Feuchtigkeit, die verblieben ist im Schuh, von diesen Kugeln aufgenommen wird. In der Hoffnung, dass es dann die Schublade nicht verschimmelt oder so. Aber das ist toll, total toll. Also bisher keine Schimmelspuren, kein Schimmel da drin. Weil da hab ich dann immer ein bisschen Bedenken vor, wenn man dann gerade mit so vielen Schuhen in einer größeren Familie hantieren muss, dass dann alles in die Schubladen reingeballert wird. Macht die dann irgendwie drei Tage nicht auf und dann haben wir irgendwie die Sonne draufstehen. Und dann brütet da irgendwas vor sich hin, was man nicht haben möchte.
Urs Weber: Cleverer Tipp vom Massivbau-Experten. Ich mach das übrigens parallel aus. Man kann das auch mit Zedernholz-Säckchen machen. Es gibt tatsächlich diese speziellen Säckche. Und Zedermolz ist sehr gut, weil das sehr viel Feuchtigkeit aufnimmt und eben auch wieder trocknet. Das kann man sehr gut dann wiederverwenden sozusagen, wenn das getrocknet ist. Wir sagen mal, Heinz von Heiden ist den meisten sicherlich natürlich von den Häusern auch ein Begriff, aber den meisten bekannt auch vom Sponsoring. Also wir sitzen jetzt hier in Hannover. Ihr wart für Hannover 96 lange als Titelsponsor unterwegs. Und nicht zuletzt heißt ja hier das Stadion in Hannover auch Heinz von Heiden Arena. Erklär mal, wie der Zusammenhang zu Hannover 1996 entstand und wie ihr auf die Idee kam und wie profitabel das war für euch.
Helge Mensching: Wir sind natürlich Fan. Das muss man einfach wegschicken. Wir sind Fan. Ich hab damals als Jugendlicher auch fast jedes Spiel verfolgt. Und da ist erst einmal die emotionale Brücke. Und das gilt für meine Familie auch genauso. Und dann war es dann so, dass die TUI nach 11 Jahren vom Trikot gegangen ist. Und Hannover 96 hat einen neuen Sponsor gesucht. Und wir hatten einen externen Geschäftsführer, der angesprochen wurde von dem damaligen Fair Markter. Und hat dann die Vorgespräche geführt und die sollten auf einem neutralen Boden stattfinden. Man hat dann gesagt, okay, damit die Presse nicht irgendwie frühe Wind davon bekommt, wir treffen uns in Großburg-Wedel. Die meisten wissen, okay. Martin Kind als Hauptgesellschafter ist aus Großburg Wedel, hat da seine Firma. Nein, wir haben uns nicht bei Martin Kind direkt getroffen. Die damalige Assistentin vom Geschäftsführer hat dann einen Termin gemacht im Hotel Kokenhof. Was ich aber nicht wusste, ist... Dass das Hotel Kokenhof gar nicht so neutral ist, weil es nämlich im Eigentum von Herrn Kind war. Und da hat dann das neutrale Treffen auf neutralem Boden erst einmal im Hotel Kakenhof stattgefunden. Und der Vermarkter hatte dann schon mal so ein Trikot mitgebracht, wo dann Heinz und Haydn auf dem Trikots gedruckt war. Und hat das dann ganz kurz, weil das waren ja auch andere Gäste im Gastraum, ganz kurz aus der Tasche geholt. Kurz über den Tisch gehalten. So, hier, guck mal. So könnte es aussehen. So läuft das also. Und hat es dann schnell wieder weggepackt. Okay. So, und dann haben wir die Gespräche geführt mit dem Vermarkter, später dann auch noch mit Herrn Kind, den wir dann kennengelernt haben. Und da haben wir uns dann 2014 entschieden, als erstes Bauunternehmen in der Bundesliga auf die Trikotbrust zu gehen. Das war damals schon eine große Entscheidung. Und es spielt natürlich die Rolle Emotionalität, Verbundenheit zu Hannover 96, zu der Region als Bekenntnis. Aber wir sind ein mittelständisches Unternehmen. Und wenn man in der Bundesliga auf das Trikot geht, dann kann man das nicht zum Spaß machen, sondern man muss handfeste, wirtschaftliche Berechnungen zugrunde legen und auch ein klares Ziel formulieren. Unser Ziel war damals... Das ist ja auch eine Marke. Richtig. Und unser Ziel war, damals einen Brand aufzubauen, weil der Einfamilienhausmarkt ist sehr fragmentiert. Es gibt keinen dominanten Player. Und wir wollten eben den Markennamen Heinz und Haydn nach vorne stellen in diesem fragmentierten Markt. Punkt 1, Punkt 2 war aber auch... Der Bauunternehmer ist ja meistens in vielen Krimis der Böse und der Dieb oder der Mörder. Wir wollten also auch ein positives Image auf den Bau, aber natürlich auch auf uns lenken. Und, drittens, wir wollten zeigen, dass wir eben ein Leuchtturm sein können für diejenigen, die sich mit dem Produkt befassen. Weil das ist ein Special-Interest-Produkt. Die Menschen setzen sich damit auseinander in der relevanten Lebensphase. Die informieren sich und wissen eigentlich vor lauter Information gar nicht, wem sie vertrauen können. Und wir wollten diesen Vertrauensvorschuss geben, indem wir sagen, wir sind ein potentes Unternehmen. Wir sind stabil. Wir sind viele Jahre am Markt. Wir haben die Erfahrung von aktuell 55.000 gebauten Häusern. Und wir sind der richtige Partner für dich. Das war das ganz klare Ziel. Wenn man das aus Sales-Marketing betrachtet, muss man sagen, das ist ja auch ein Stück weit mit Kanonen auf Spatzen schießen. Wer im Fußballstadion ist in der relevanten Phase, sich ein Einfamilienhaus zu leisten oder zu bauen? Wen adressiert man da eigentlich? Deswegen aus Sales, muss man sagen, ist es vielleicht nicht unbedingt die richtige Wahl. Das ist vielleicht auch ein Kritikpunkt. Aber das war auch nicht die Zielsetzung. Die Zielsetzungen waren ganz klar, wir wollen einen Brand aufbauen. Wir wollen es aber auch im manöveralen Netzwerk noch besser vernetzen. Weil hier in Hannover ... ... Trifft man eigentlich alle und jeden bei den Spielen. Das ist das beste Netzwerk, das man haben kann, hier im manöveraler Bereich und auch in Norddeutschland. Das waren die beiden großen Zielsetzungen, die wir auch erreicht haben. In den sieben Jahren wurde zweimal das Hauptsponsoring verlängert. Also es war erfolgreich dann. Es war sehr erfolgreich für uns. Wenn man die Vertragslaufzeit anschaut und die Umsätze, dann haben wir eine ganz klare positive Korrelation. Ein kausaler Zusammenhang. Das kann man nur schwerlich bilden. Weil nicht jeder Kunde sagt uns, ich habe ein Haus gekauft, weil ihr bei Hannover 96 seid. Einige Kunden sagen uns, ich kaufe bei euch kein Haus, weil ich bin Braunschweig-Fan. Das haben wir auch. Die Braunschreiker, die Hannoveraner, die mögen sich nicht so. Aber wir haben dann eine positive Korrelation. Und nach sieben Jahren haben wir festgestellt, wir haben irgendwo einen Sättigungseffekt. Wir haben die Markenbekanntheit auf ein Niveau gebracht, wo wir jetzt nicht weiterkommen. Wir müssen was anderes machen. Und dann sind wir runter von der Brust. Und der HDI ist ... Ein Jahr später hier vom Stadion nachgegangen. Und da wurde uns das Naming Ride des Niedersachsen Stadions angeboten. Ah, okay. Da ein bisschen Glück gehabt. Und dann haben wir uns damit befasst und waren erst so, naja, wir jetzt nochmal Fußball. Das war ja schon so bekannt. Und wir sind ja auch sehr männlich engagiert. Wir waren auch damals zu der Zeit Sponsor bei den Berliner Eisbären im Eishockey. Auch auf dem Trikot, auf der Schulter zu sehen. Und wir möchten ... Auch Frauen ansprechen. Und nicht nur die Männer, sondern wir wollen alle mitnehmen in der Ansprache. So, und dann haben wir uns damit beschäftigt und wollten den Nachhall nutzen. Unsere Markenbekanntheit im Fußball. Und auf der anderen Seite aber auch neue, interessanten Gruppen erschließen. Und das Stadion hier in Hannover eignet sich ja besonders in meinen Augen. Weil es ist direkt am Maschi in der Innenstadt. Eine tolle Lage, eine tolle Werbepräsenz. Gerade auch im Sommer, wenn das Maschi-Fest ist beispielsweise. Also wir haben eine Dauerwerbung hier in Hanover. Mhm. Wir haben einen tollen Konzertveranstalter hier in Hannover. Mit Hannover Concerts. Die wunderbare Konzerte organisieren dieses Jahr fünf Stück. Die auch nochmal ganz neue Zielgruppen hier in das Stadion bringen. Also auch nicht nur in Hannver, sondern bundesweit. Und dadurch haben wir in meinen Augen ja auch das andere Ziel erreicht. Dass wir neue Kundengruppen erschließen und auch vielleicht etwas weiblicher in der Ansprache wirken. Und darüber hinaus diese Markenbekanntheit, diesen Nachhall im Fußball.
Urs Weber: Nicht zuletzt, ich glaube das Stadion ist ja hier auch Einlaufstadion für den B2R, für den Business. Genau, richtig, ja.
Helge Mensching: Also das ist auch eine von vielen Veranstaltungen, die hier stattfinden. Aber es sind eben auch viele kleinere Veranstaltung. Wir haben gerade hier die kleinen Kindergartenkinder draußen rumlaufen sehen. Da ist sicherlich auch eine Veranstaltet gerade aktuell am Laufen. Dann war ja neujahrsempfang.
Urs Weber: Die durften leider nicht auf den Rasen, aber sie sind hier um den Rasun gelaufen.
Helge Mensching: Da sind die Greenkeeper immer sehr penibel. Weil mit jedem Schritt unter den Schuhen ist immer irgendein Bakterium, Dreck oder sowas, was sich ja ausbreiten könnte. Deswegen sind die immer sehr, sehr penibel.
Speaker 6: Ah, okay.
Helge Mensching: Und der Austausch von der Rasenfläche kostet vielmehr darum 100.000 Euro sicherlich. Also von daher ist der Rasend eigentlich tabu, es sei eine letzte Spieltage war. Und es ist absehbar, dass der Rasendeh getauscht wird. Aber was ich sagen wollte ist, es sind eben viele Veranstaltungen hier, die hier stattfinden. Zum Beispiel Deutsche Bank hat sich hier den Neujahrsempfang ausgerichtet. Wir machen unsere Strategie-Meeting hier im Stadion. Also ich weiß gar nicht, wie viele verschiedene Veranstaltung hier. Unterjährig stattfinden, man glaubt das immer gar nicht. Also der Stadion wird eben mehr als nur 17 Heimesspiele von Hannover Dexen rundig genutzt.
Urs Weber: Es ist schon wirklich auch eine Event-Location. Da können wir für ein Glück reden, dass wir jetzt hier in so einer Lounge sitzen können und hier die Podcast-Aufnahmen machen können. Genau, sowas findet dann auch in einer so einer Arena statt. By the way, Business Run, bist du wieder dabei? Du warst da schonmal sehr erfolgreich, hab ich gesehen. Du warste da schon mal unter den vorderen Platzierungen.
Helge Mensching: Ja, ja, genau. Macht immer mega viel Spaß, mit den Kolleginnen und Kollegen hier zu laufen und dann hier durch das Marathon-Tor in das Stadion hier einzulaufen und dann noch ein Getränk zu sich zu nehmen. Stimmt das, du warst schonmal Top Ten hier in Hannover? Top Ten, glaube ich, war es nicht. Ich müsste jetzt nachgucken, irgendwie Top 20, 50. Ich weiß es gar nicht mehr, ehrlich gesagt. Aber ganz vorne dabei. Es war relativ weit vorne. Das ist schon drei, vier Jahre her tatsächlich. Da war ich noch im dicken Fitter. Als aktuell, das würde so nicht klappen. Aber doch, das war...
Urs Weber: Helge, was zählt sonst so zu deinen sportlichen Zielen jetzt? Business Run dieses Jahr vielleicht wieder?
Helge Mensching: Sportliche Ziele aktuell habe ich mir jetzt konkret nichts vorgenommen. Klar, den B2-Run würde ich schon gerne mitlaufen, die sechs Kilometer hier um den Marsch stehe. Das ist einfach eine nette Veranstaltung. Punkt. Aber jetzt noch mal irgendwo so ein richtiges Highlight, wie ein Marathon oder ein Trailrunning-Event, habe ich jetzt noch nicht... Noch nicht konkret.
Urs Weber: Das sind ja andere Ziele davor, ne?
Helge Mensching: Ja, und das Tempo geben momentan auch so ein bisschen unsere Kinder vor. Die sind, wie gesagt, anderthalb und drei. Und das ist schon eine Aufgabe in dem Kleinkindalter, sag ich mal, zu beschäftigen. Und meine Frau und ich machen das ganz wunderbar. Es macht unheimlich viel Spaß, mit denen auch zu reisen. Aber es ist eben auch echte Arbeit.
Urs Weber: Aber Helge, vielen Dank erst mal. Wir haben einen schönen großen Wogen hier gespannt. Hast du uns mitgenommen auf die interessante Geschichte von dir, wie du vom wirklich ambitionierten Rennradleistungssport zum Laufen gekommen bist und deine schönsten sportlichen Erlebnisse da auch mitgemacht hast, unter anderem bei den Transalpine-Runs, aber eben auch bei Veranstaltungen im Laufbereich, ob das bei Marathons war oder bei anderen Läufen hier in Hannover oder eben in der Bergwelt auch. Und du hast uns auch mitgenommen ein bisschen auf die Reise, was so Sportsponsoring angeht, dass man also jetzt hier einen Hersteller wie Heinz van Heijden als Massivhausbauhersteller hier im Sport, im Sportsponzoring wiederfindet. Warum das Sinn macht, finde ich eine interessante Geschichte und wie man damit auch eine Marke positionieren kann. Eine Aufgabe nehmen wir aber, glaube ich, mal mit. Und zwar ist das so ein bisschen der Hausbau für Läufer. Das ist das ideale Läuberhaus. Das müssen wir, glaube noch mal. So ein bisschen entwickeln, oder? Ja, können wir gerne machen. Vielleicht haben wir da mal ein paar Ideen. Also, wir verabreden uns wieder für die Maschsee-Runde oder um die Alster, wo auch immer. Gerne, hat Spaß gemacht. Ich bedanke mich erstmal für den Podcast. Lieber Urs, vielen Dank. Dankeschön.
Luise Walther: Wenn du bis hierhin gehört hast, dann hast du unsere XXL-Folge zu Ende gehört. Das freut uns sehr. Schreib uns das doch auch gerne mal in die Kommentare, ob du dir häufiger längere Podcast-Follgen wünschen würdest. Wir würden uns auf jeden Fall wünscht, dass du beim nächsten Mal wieder reinhörst. Wenn noch nicht geschehen, abonnier unseren Podcast sehr gerne. Dann verpasst du die nächste Folge auf gar keinen Fall. Bis dahin wünschn wir dir wie immer viel Spaß beim Laufen und diesmal auch viel Spaß bei Ausprobieren der vielen Tipps, die es in dieser Podcast-folge gab. Das bleibt also jetzt wirklich nur noch zu sagen. Tschüss und bis zum nächsten Mal.